worum es geht: konsum

Samstag, 14. Februar 2009

rallye pauillac-korea
wenn drei jungs und eine gitarre im roten r11 an der französischen atlantikküste entlangschaukeln, dann bleibt es nicht aus, dass man mal einen klitzekleinen abstecher ins bordeauxgebiet macht.

dort erlebt man dann aufregende dinge rund um den dort angebeteten götzen (dem auch wir ausreichend huldigten).
cabernet sauvignon heißt er, dem die menschen dort untertan sind, in der einen wie der anderen weise (wir nur in der anderen).

die besichtigung der größten kultstätten förderte erstaunliches zutage: wir wussten plötzlich, warum biolek in wiederholung talkte - er vertrieb sich die realzeit in st.émilion beim weinregal-umrennen (zumindest klang es so, als er den laden betrat.)
wir mussten uns der allzu eifrigen priester erwehren, die uns offenbar noch nicht würdig fanden, höhere ebenen des önologischen bewusstseins zu erklimmen. erstens sprachen sie gerne englisch mit uns, was mich sehr kränkte, denn meistens war ihr englisch deutlich schlechter als mein französisch und zweitens versuchten sie uns ständig "fresh-and-fruity-wines" anzudrehen. ("but we don't want fresh wines!"). absurd. nichts gegen fresh and fruity, es gibt für alles eine zeit - aber gondelt man dafür durchs médoc?

an anderen kultstätten wurden wir erstmal nur mäßig freudig empfangen, ahnte man doch noch nicht, dass die drei etwas angeranzten schnösel in den heiligen hallen der rothschilds nicht nur ihre finger in den zentimeterdicken modder der kellerwände drücken wollten - wie die deutsche busreisegruppe, deren anwesenheit wir voller entsetzen beäugten.
wir würden die jeweils anderssprachige führung mitmachen, soviel war mal klar, selbst wenn es sich dabei um xhosa handeln sollte. (außerdem gaben wir bei den ersten elsässischen worten der führerin auf. das war zu hart.)

der guide, der zu unserer belustigung so aussah wie unser ehemaliger erdkundelehrer, versuchte uns in einer serviceoffensive direkt wieder loszuwerden - offenbar hatte er angst, wir gehörten auch zu dieser ... reisegruppe direkt aus der hölle.
- you can join the german guide!
- but we don't want to!


mit bartleby'scher stoa prallten also alle falschen versprechungen an uns ab und wir zogen angetan mit einigen distinguierten sehr britischen ehepaaren durch diese basilika des bordeaux.

anschließend machten diese sich ebenfalls sehr distinguiert aus dem staub und hinterließen einen unglücklichen erdkundelehrer
- und uns.
im shop.
wir waren jung und hatten das geld.
damals. tja.

wir hingegen hinterließen einen neuen mitarbeiter des monats, der uns freudestrahlend half die beute in den r11 zu hieven und uns noch lange nachwinkte.


die heilsversprechungen auf den ablass des gepflegten vergessens hatte also wieder ein paar dumme um ihren zehnt gebracht.

wieder zurück platzten wir direkt in die geburtstagsfeier eines freundes entfernten bekannten. da wir daran in den vergangen 48 stunden nicht den kleinsten gedanken verschwendet und somit überraschenderweise kein geschenk besorgt hatten, beschlossen wir mit weihrauch, myrrhe und gold einem kleinen fläschchen '89er mouton cadeau, äh, cadet zu missionieren kondolieren.

das war aber ein hallo! die verwegenenen reisenden waren wieder da!
und sie hatten mitbringsel aus der ferne!

fünf minuten später war das korea.
wir waren wieder zu hause.

... comment

 
So
wie mein Bekannter, der als Jugendlicher auch mal den Whisky aus dem väterlichen Schrank nahm und ihn mit seinen Freunden als Whisky-Cola vertilgte. Es war ein sehr guter Whisky. Ein sehr alter Whisky. Ein sehr teurer, auch.

... link  

 
so.

... link  

 
Hey, grüner Pirat. Ich bin etwas neidisch, auf Bummeltournee durchs Médoc.

Nur eins: Mit der Ablehnung von fresh-and-fruity-wines beweisen Sie Format. Aber Roter mit Cola? Pfui Deibel.

Ich träumte lange von einer Winzerausbildung (so als Plan B), mit anschließender Wanderschaft durch die Weingründe Europas. So zwischen den Reben sitzen, man hat ja da nichts anderes zu tun.

... link  

 
Roter mit Cola rockt,
damit habe ich mir in meiner sittlich desorientierten Jugendzeit oft und gern die Lichter ausgeschossen. Wann, wenn nicht wenn man jung ist, ist die Gelegenheit günstig, solchen Frevel relativ straflos begehen zu können?

... link  

 
Gittigitt
Das hört sich ... eklig an. Ich glaube, dass ich das nie probiert habe. Seltsame Mixe, ja (es gab ja die herrlich bunten Bols-Liköre), aber Rotwein mit Cola, ich weiß nicht. Das schüttelt mich schon beim Lesen.

... link  

 
@patois:
es hat zeiten gegeben, da konnte ich neben jahrgängen auch lagen schmecken. irgendwann ist bordeaux preislich explodiert und hat mich etwas abgehängt, schade. aber schön, dass ich das mal hatte.
(ich habe da ja auch nicht gepanscht!)

@mark:
alles schön und gut, aber nicht mit meinem mouton-rothschild!

@nnier:
da wären wir ja eigentlich schon wieder in der "kulinarischen no-go-area", spirituosenabteilung...

... link  


... comment
 
Aber beeindruckend
war's wohl doch in den heil'gen Hallen. Auch wenn Sie und Ihre Freunde dort den falschen Eindruck hinterließen. Direkt im Vatikan erwartet man nunmal eher Touristen.

Ich frage mich allerdings zunächst einmal, wann das war – angesichts des 89ers. Hat die Reise 1987 oder 1988 stattgefunden und der Wein wurde 1989 getrunken, dürfte es geschmacklich nicht sonderlich viel Unterschied gemacht haben, daß er ins Koreanische mutierte. Zu jung zum Zum. Und überhaupt und ohnehin eher fürs Mischen gedacht, so ein Cadet. Bei der Frische und der Zielrichtung.

Also, wann war's?

... link  

 
beeindruckend,
keine frage, so mitte der neunziger.

natürlich ist so ein cadet nur der schlabberwein von rothschild. der 89er war aber ein derartig spektakulärer knallerjahrgang, dass das definitiv bis in die unteren qualitäten durchschlug.

... link  

 
Mir hat mal einer,
der ansonsten Bier aus Eimern soff, im selben Rhythmus einen 89er, keinen Rothschild, aber einen Château Laroque Saint-Emilion Grand Cru* aus diesem Jahr, zehn Jahre später runtergekippt, also einen, der gerade mal der Jungfräulichkeit von der Rebe gehüpft war. Bis heute habe ich mich davon noch nicht erholt. Selber schuld. Aber seither habe ich bodenständigere Gewächse an Bord.

Selbst wenn «Schlabberwein» – Mitte der Neunziger dürfte das was schön Gehaltvolles gewesen sein.

*«den der Freund bei mir zehn Jahre später fast alleine getrunken hatte und von dem der Musikbesessene am nächsten Tag meinte, keine Melodie, kein Rhythmus dieser Welt, kein anderes Stöffchen habe seine Seele je derart emphatisch aufflattern lassen wie dieser Wein»

... link  


... comment
 
Auf blogger.de wird eindeutig zu viel gesoffen!

... link  

 
katholiken halt!
;-)

... link  

 
Das Geistige im Geistlichen?

... link  

 
die rechtschreibprüfung von frühen word-versionen hat jahrelang versucht, aus "spirituell" "spirituos" zu machen.
charmanter vorschlag, wie ich immer fand.

... link  

 
Und heute
nicht mehr? Das wäre schade. Ein Stückchen ganz besonders «charmanter» Kultur ginge verloren.

... link  

 
war das
die gleiche Wordversion, die auch die Fehlermeldung produzierte: "Bestätigen Sie mit Ja den Verlust all ihrer Daten?"

* Der Fachausdruck für diese Getränk ist doch 'Diesel'?
Ich habe selbstverständlich solch grauslige Mixgesöffe niemals zu mir genommen, auch nicht in meiner Jugend.
Wir tranken höchstens Lumumba.

... link  

 
lang ist's her (in computerzeitaltern).

* damit haben sie eindrucksvoll nachgewiesen, dass sie mit der weinpanschszene nix am hut haben (aber lumumba?!?)...

["ich glaub, ich colabier...;-]

... link  

 
Ich seh schon, meine Kenntnisse beschränken sich auf die feineren Getränke.
* Ein Lumumba ist übrigens: 2 cl Strohrum (80%), 8 cl H-Milch, ein Löffelchen Nesquik, umrühren:fertig!
Ein Schulfreund hat zwölf davon getrunken. Der Mann lebt heute noch.

... link  


... comment
 
Den einzigen mir persönlich bekannten Menschen, der Rotwein mit Cola gemischt hat, bevor ich ihn um die Jahrtausendwende aus den Augen verloren habe, war Mitglied in der Jungen Union. Naja.

... link  

 
meiner war gastrobesitzersohn.

... link  

 
Nochwas Dativ anyone?

:D

*schäm*

... link  

 
dem interessiert doch niemand hier!

... link  


... comment
 
Ach übrigens: http://www .amazon.co.uk/dp/B0012OR2HW

Für'n Zwanziger inklusive Versand sollte das in keinem Weinschrank fehlen.

... link  

 
oz clarke kenne ich seit dem microsoft wineguide von 95. ein reines liebhaberprodukt, das offensichtlich nur geld gekostet hat. aber nett gemacht war's.
(hat mir geschmeckt, muss gut gewesen sein.)
ich bewege es in meinem herzen...

(und bei mir darf man nach herzenslust auf sinnvolles von echtem interesse verlinken; ich meld mich schon, wenn's mir nicht passt)

... link  

 
mädels....
holt die gläser, ich mach schnittchen....

... link  


... comment