Freitag, 21. Oktober 2011
worum es geht: polit

lübien
hört man ja viel von, so in den letzten tagen wochen monaten jahren jahrzehnten. von diesem lübien. (oder doch andersum?)

ich werde ihnen jetzt etwas erzählen, das wird sie eventuell schockieren, aber sie werden es schon aushalten: ich war ja immer ein stiller fan von gaddafi. der bestangezogene diktator der achtziger jahre war so ganz anders als die üblichen marionetten des kalten krieges, wie sie - von idi amin bis marcos, von pol pot bis pinochet - unheil über die ihnen von höheren mächten anvertrauten länder brachten.

die dritte universaltheorie kann man ja meinetwegen als verschwurbelten quatsch abtun, fakt ist jedoch, dass libyen nach dreißig jahren gaddafi deutlich besser da steht als zum beispiel das stets westlich orientierte ägypten nach dreißig jahren des stets von westlicher seite gehätschelten mubarak, dessen autokratisches regime sicher ebenfalls ein oder zwei verschwundene produziert hat - und auch noch lange nicht durch etwas besseres ersetzt wurde...

es geht nicht darum, unrecht aufzurechnen, aber wie dieser quartalsirre in aller öffentlichkeit den beiden anderen universaltheorien mit ihren eigenen mitteln die stirn geboten hat, ringt mir durchaus respekt ab.

irgendwie bleibt ein heftiges geschmäckle dabei, wie dieses land jetzt von oben in die freiheit gebombt wurde. die propaganda der letzten monate grenzte gelegentlich an lächerlichkeit, die gezeigten bilder können alles sein. es ist nicht so, dass ich einer freidrehenden gaddafi-administration nicht auch einen kleinen völkermord zugetraut hätte - eine bewusste manipulation halte ich nur für absolut genauso glaubwürdig. cui bono? das wird sich in zehn jahren zeigen, ich stehe derzeit etwas ratlos davor.

wenn er nicht so ein zugeknallter paranoiker (usurpator, antisemit, usw....) gewesen wäre, was hätte brother leader aus diesem land machen können...bip per capita, kaufkraftbereinigt: deutlich vor ländern wie china, indien, der türkei oder so manchem osteuropäischen land. mehr so auf dem level von russland oder erfolgreichen südamerikanischen staaten.
der erstaunliche sprung nach vorn nach der aufhebung der ganzen handelsembargos 2004 hätte das land wahrscheinlich demnächst in die region von polen und baltikum katapultiert.
aber wahrscheinlich wär mit dem reichtum der nepotismus noch schlimmer geworden. der letzte auftritt gaddafis, wie er zeternd in diesem miniauto davonfährt war ein beredter indikator für den allgemeinen geisteszustand der staatslenkung. im nachbarland führte das zu lachanfällen und wurde pantomimisch mit intensiver inhalation überdimensionierter sportzigaretten begleitet.

überhaupt hätte man sich gewünscht, dass sich der vielseitig begabte revolutionsführer rechtzeitig ein tagesfüllendes hobby gesucht hätte - allerdings kann man ihm nicht vorwerfen, er habe es nicht versucht:
die werke des lyrikers gaddafi konnte man immerhin auch in deutscher sprache kaufen. (und vor ein paar monaten konnte man es auch noch bezahlen). grüne bücher sind noch zu haben.

das einzige, was jetzt noch bleibt, ist die hoffnung, dass wir diese von ihm höchstselbst entworfene rakete...



...tatsächlich demnächst als sidekick in einem james-bond-film finden...



oder, ach nein: vielleicht können ja in nicht allzu ferner zukunft auch die schrägsten klappspaten von sachen-im fernsehen-sager den namen dieses staates mal richtig aussprechen. oder man benennt den einfach um in irgendwas, das man in ameropa leichter rausbekommt. ich mein: wofür macht man das denn schließlich? tss.

[und jetzt aber endlich syrien! der typ ist nun wirklich ein schurke - und er ist nicht mal mehr unser schurke!]

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