worum es geht: kommunikation

Donnerstag, 21. Juli 2011

der klospruch der gesellschaft
wenn blogs die klowände des internets sind - sind dann klowände die blogs der realwelt?

hier im bergwerk war es lange zeit üblich, die toiletten als ort der kommunikation zu benutzen. das innerste (obenrum) fand hier seinen ausdruck in zahlreichen kritzeleien und sprüchen, die widerum dringend von irre wortwitzigen stiftbesitzern kommentiert werden mussten.

während in der frauentoilette - zur großen scham der mir berichtenden frauen - vorwiegend ratgeberkommunikation zur aktuellen gemütslage vorherrschte, entstand auf der herrentoilette neben viel scheiß auch die ein oder andere perle aus dem spätspontimilieu.

# "Werdet Vegan!" -> "Fresst Steine!"

# "Schwertwale zu Flughörnchen!"

# "Realität ist nur was für Leute, die mit Drogen nicht klarkommen"

# "Internet kills the Videostar" -> "Holodeck kills the Internetstar!"


# limerick gefällig?
es war mal ein Studi aus Dissen
der glaubte, nie jobben zu müssen
doch die Politik
drehte ihm einen Strick
jetzt steht er am Fließband bei Thyssen.


u.v.m....

ein kleines highlight habe ich mir mal selbst erlaubt, als ich einen kongress einer parteilichen jugendorganisation organisierte und mir die anspruchshaltung der teilnehmenden zusehends auf die gonaden ging.
es war quasi ein test ihrer vitalfunktion.



tatsächlich kamen einige an und beschwerten sich. ("voll krass!";-).
das obige exemplar hab ich vergessen abzuhängen und es ward mir nach vier wochen angeliefert und die damen hatten sich dort bereits verewigt: "Mist, dann kann ich gar nicht mehr ins Waschbecken pinkeln!" und "Wo soll ich jetzt Sex machen?" waren hübsche dreingaben...

derlei kultur ist ein bisschen in vergessenheit geraten oder verschwindet langsam aber sicher in den renovierungsmaßnahmen für etwaige exzellenzcluster. die neuen toiletten mit lichtkonzept und extrabeschichteten wänden taugen wohl einfach nicht dazu; sogar die klappen werden weniger. (aber wie aus einschlägigen quellen zu erfahren ist, hat sich die sexuelle praxis mit der erfindung des schwulen einwohnermeldeamts im netz sowieso stark verändert. zum teil werden die klappen nur noch dafür gebraucht, die live bei gayromeo zeitgenau verabredeten dates dort ...abzuarbeiten)

aber neulich! da wurde ein nahezu finaler meilenstein der klokommunikation entdeckt, auf einer toilettenanlage, die ich seit wahrscheinlich zehn jahren nicht mehr betreten hatte. der protest gegen die weißen wände hatte ein neues abstraktionsniveau mit hoher funktionaler verdichtung erreicht, habituelle auflehnung wurde künstlerische äußerung. hier hatte jemand nur für mich etwas an die wand geworfen, viele andere dürften das wohl gar nicht mehr verstehen: mit tränen in den augen stammelte ich hinterher etwas hyperventilierend jedem, der's wissen wollte oder auch nicht ins stammbuch:

"Holodeck zu Schwertwalen!"



und jetzt kommst du, niklas l.!

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Im als extrem frauenarm
geltenden Aachen der frühen Siebziger (RWTH: nur Technikusse), das wohl infolgedessen als die Stadt mit der höchsten Kneipendichte der BRD galt, las ich auf dem Klo der vermutlich überfülltesten Studentensaufanstalt: Jetzt geht's rund, sprach der Papagei, als er in den Ventilator geriet. Diese realitätsnahe Erkenntnis hat mich derart beeindruckt, daß ich sie mir bis heute gemerkt habe.

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ich fürchte, daran hat sich in den vergangenen vierzig jahren nur begrenzt etwas geändert. obwohl mir grade einfällt, dass ich tatsächlich studentinnen (plural!) von dort kannte... vielleicht waren die aber auch nur froh, mal keine ingenieure zu sehen.
aber männerdominiert samt burschenherrlichkeit ist immer noch aktuell - ich bin froh, dass ich dort nicht studieren musste, auch wenn aaken/aix-la-chapelle ja ganz hübsch ist.

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So arg
war das seinerzeit, daß die Studenten teilweise vor den Schulen Schlange standen und sich gar in die später dort tätige (zu diesem Zeitpunkt jüngste deutsche) Professorin quasi zwangsverliebten. Sie hielt entsprechend Hof. Große Tragödien, das alles. Nur im Ventilator auszuhalten.

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oje. und das alles wahrscheinlich zur großen freude der armen männlichen mitschüler.
nein, so schlimm ist es dann heute wohl doch nicht mehr.

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Ich ahne, wie Sie das gekitzelt haben muss. Erklärte Witze haben immer so was, hm, ah, ja, he, he, aber wenn Sie das nicht hergeleitet hätten, dann hätte ich es ja nie verstanden! Mööb dem Mööb. Mein persönlicher WC-Favorit in den friedensbewegten 80ern lautete übrigens:
Krieg weg
hat kein Zweck

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logorrhöe
es war mir ein innerer zwang, diese meine klowand zu besudeln...

hoch dem nieder mit!

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Ich bin jetzt irgendwie ergriffen. Die lange Spielkette der mäandernden Assoziationswege, sich verflechtend und verdichtend. Und wie heißt es so schön? Am Ende kommt alles zu einem zurück.

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hier schließen sich sich tatsächlich gerade kreise.
zeit für etwas neues. nach dem debattendelta wieder offenes meer.

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Ist das etwa so ein autopoietischer Kommunikationszusammenhang?

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der herr ist vom fach. (es eint der gemeinsame feind;-)

und ansonsten hat der herr kid das oben schon ganz gut funktionalstrukturalistisch aufbereitet.

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Boah, was für ne Vorlage...*verzieht das Gesicht*...das haben Sie doch jetzt proviziert! Mich juckt es ziemlich systemtheoritisches Geschwafel los zu lassen, aber ich lass es....naja mal sehen vielleicht schreib ich später noch was...
Auf jeden Fall wird niemand bestreiten, dass Klos einen eigenen Mikrokommunikationskosmos darstellen. Um mal den theisitischen Rahmen zu eröffnen: Ich las einst , wohl von einem Jesus-freaks Anhänger, ein gekritzeltes "Jesus Christ - Master of the Univers (ity)" . Der war so schlecht, dass ich sehr lachen musste.

Achja Luhmann jetzt aber ganz kurz: Toilette ist ja organischer Funktionalität nicht abholt. Daher amüsieren mich gerade die Gedanken an Luhmanns "Ökologische Kommunikation" in der z.B. Protest als Anschlusskommunikation bzw. Ressonanz soizaler Systeme auf Kommunkation dargestellt wird. Stellen Sie sich den selben Klospruch in tausenden Toiletten der Welt vor, wie die Besucher sitzend die Kommunikation empfangen und anfangen zu resonieren.
Hell year!

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Ein hermeneutisches Café.

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liebes gendertroubl, das ist einfach talcott, äh toll mit dir: man braucht nur systematisch einen knopf drücken und schon geht's los! ;-)

#kid: au lait olé!

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Wer braucht Klos wenn es Twitter gibt?

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ach, twitter...

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Wenn Blogs die Klowände des Netzes sind, dann ist Twitter die Spülung...

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eine echte perle:
what do french people call a very bad thursday?
a trajeudi...

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