Sonntag, 16. Januar 2011
worum es geht: mobilität

(durch/zug): sensation white
was war das wieder schön. überall schnee, weiße weihnachten und so.

nur fortbewegung war nicht ganz so erquicklich.



mit dem auto war's auch nicht immer die wahre freude.

am 23. dezember war es mir nächtens nicht mal möglich, den heimatlichen hof zu erreichen. das auto wurde aufgegeben und man machte sich für die letzte meile auf den langen fußweg durch den knietiefen schnee.
(aus einem dieser lehrreichen filme, die biologielehrer immer in den stunden vor den ferien zeigen, stammt der legendäre satz über irgendein bräsiges wassergeflügel: "mit langen beinen wird im knietiefen wasser das gefieder nicht nass". ich stelle also hiermit fest: es handelt sich bei obiger feststellung um meine kniehöhe und nicht um die eines beliebigen blässhuhns).

der begleiter meinte zu recht, er würde bei einem kommenden sommerspaziergang erwähnen müssen, dass dieses sogenannte "herumlaufen" gar nicht immer so einfach sei, wie es auf den ersten blick scheine...



ein highlight dann aber die surreale begegnung mit einem verwirrten, der in dunkelster nacht offenbar mächtig damit beschäftigt war, die landstraße mit einer handelsüblichen schneeschaufel von schnee zu befreien. das nächste dorf liegt etwa fünf kilometer entfernt, das nächste haus in der richtung auch eher einen als einen halben kilometer. zwanzig meter hatte er schon geschafft.
das hilfsangebot schlug er aus; auf die frage, wohin er denn dann jetzt noch müsse, beantwortete er lakonisch in meister-röhrich-manier mit "och, ich hab's nicht mehr weit".
ich hatte noch eine stunde später vor lauter laufen und lachflash fiese seitenstiche.

nachdem der wagen mit schwerem gerät geborgen war, blieb dann nur noch das obligatorische spiegeleierbraten.
der begleiter beschwerte sich, dass er sich den ganzen abend für teures geld einen rausch erworben habe und jetzt stocknüchtern ins bett müsse.



der flugverkehr, naja, schweigen wir schamvoll darüber.



allerdings muss ich konstatieren, dass reisen mit der bahn tatsächlich schon mal erfreulicher war. und ich bin vor zehn, zwölf jahren wirklich oft, sehr oft bahn gefahren - fast jede woche weite strecken quer durch die republik mit wechselnden zielen. und immer hat das geklappt.
das schlimmste, an das ich mich auf fernstrecken erinnern kann, sind zweieinhalb stunden stehen im ice.



nur jetzt, wo ich in den letzten zwei monaten mal wieder öfters unterwegs war, jetzt klappt das plötzlich gar nicht mehr so gut. keine einzige strecke, auf der ich nicht wenigstens eine stunde verspätung hatte.
zum beispiel, weil der zug ohne wasser in berlin losgefahren ist, weil alle anschlüsse vereist waren. weil schließlich waren es dort "nachts um minus neun grad". hörthört!
und da ist dann die nicht funktionierende kaffeemaschine im bistro nur das kleinste problem...
den feldlagern auf ice-fluren konnte ich auch schon mal mehr abgewinnen. und wenn man in köln in einen solchen zug muss, sind auch noch lauter rheinländerInnen drin, die in deiner gegenwart reden sich alle mit einem unterhalten wollen und das auch tun. ob man mitmacht oder nicht.

regelmäßiges stranden in mannheim hebt die laune dann auch nicht gerade ins unermessliche. ich bin immer wieder verblüfft über die hybris mancher süddeutscher, die einem ohne rot zu werden ins gesicht sagen, dass das ruhrgebiet und überhaupt nrw - im gegensatz zu ihrem jeweiligen irre pittoresken bundesland - grau und hässlich sei.
das mag ja in teilen stimmen, aber.

wenigstens gibt es hier mal matheaufgaben aus der praxis: wenn mein laut fahrplan um 14:57h eintreffender zug 80 minuten verspätung hat, wieviel minuten verspätung muss dann der verspätete anschlusszug der verbindung eine stunde später(fahplahnmäßige abfahrt: 16:11h) mindestens haben, damit man es noch mit hängender zunge aufs passende gleis schafft?
hmm? wer weiß es? wer weiß es?



ich möchte jetzt nicht in larmoyanz ausbrechen, aber der bisherige gipfel war der nächtliche aufenthalt auf dem unbefestigten und unbeleuchteten notgleis eines kleinbahnhofs im münsterland.
weichenstörungen gehören ja mittlerweile wohl auch zum themenbereich "höhere gewalt".
zum glück sind bahnreisende nicht so empfindlich wie die züge, sonst hätte uns der aufenthalt bei minusgraden im dunkeln möglichweise doch etwas ausgemacht.
im zug, der dann schon vierzig minuten später, nachdem wir aus dem anderen (warmen) zug gekippt worden waren, eintrudelte, machte dann der schaffner mit wohltönender stimme in jedem wagen höchstselbst die ansagen. weil die lautsprecheranlage ausgefallen war. höhere gewalt wahrscheinlich.



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dies ist ein update von lassen sie mich arzt, ich bin durch!
und
ein beitrag aus der serie durch/zug


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