Samstag, 25. Dezember 2010
worum es geht: polit

boldog karácsonyt!
es ist wirklich furchtbar, das alles. ich habe das jahrelang falsch eingeschätzt und als nationalromantik abgetan; doch das aufkommen der paramilitärischen "magyar gárda" als quasi bewaffnetem arm der faschistischen jobbik, der unverhohlene hass auf cigányok und schlussendlich alle, die sich einer "Nationalen Zusammenarbeit" [pdf] nicht unterwerfen... und schließlich die letzten wahlergebnisse haben mich ganz bös eines besseren belehrt.

in ungarn, das zum ersten januar nächsten jahres (also nächste woche) die eu-ratspräsidentschaft übernimmt, sieht es politisch gerade ganz übel aus: die mit gut 68% regierenden nationalpopulisten des fidész krempeln mit ihrer zweidrittelmehrheit das land gründlich um, und zwar in einen faschistischen operettenstaat mit volkskörpermythos und allem, was so dazu gehört.
wenn man weiß, dass diese partei mal als "junge liberale" angefangen hat, dann kann man über eine lediglich marktreligiöse westerwave-fdp geradezu dankbar sein.
zu den 68% kommt noch der 12%-mob an faschistInnen des jobbik. die übrigen 20% prozent teilen sich die seinerzeit zweifelhaft ruhmreiche mszp (magyar szocialista párt) und die neuen grünalternativen von der lmp...

"paprika und puszta sind wie zwei geschwusta"

jüngst - im kontinentalen winter zur weihnachtszeit ist gut gesetze verabschieden! - ist die pressefreiheit eingeschränkt worden. endlich ein adäquates instrumentarium, um der immer noch vorhandenen unungarischen umtriebe herr zu werden!
die jüngere der zwei deutschsprachigen budapester zeitungen ist schon auf kurs; der traditionsreiche pester lloyd hingegen hat nach einer - für mich sehr schmerzhaften - ausschließlich wirtschaftsliberalen phase wieder zu alter form zurückgefunden. allein - was nutzt es?
gegen die in jeder hinsicht brutale übermacht bedeutet politische oppositionsarbeit mehr als ausdauer und beharrlichkeit, mittlerweile kommt dort auch mut dazu. (und wir sind immer noch in ungarn, nicht in weißrussland)
mut, für minderheiten einzutreten, die qua hegemonialer definition niemals teil eines ungarischen "volkskörpers" werden können, weil sie sichtbar nicht dazu gehören und damit unungarisch sind.
spätestens seit der randale von 06 ist es völlig aus den ruder gelaufen
um die mszp war es auch schon vorher geschehen. ironischerweise trat sie damals mit dem claim “új magyarország” (neues ungarn) an. die roma in ungarn wurden aber schon vor 89 versucht als “neu-ungarn” (újmagyarok”) national zu assimilieren. wie gut das wiederum funktioniert hat, kann man sich ja vorstellen.
da scheint jobbik und magyar gárda nur die logische konsequenz zu sein in einer gesellschaft, die irgendwie halt und verstand verloren hat. (wenn man nur mal überlegt, was aus dem fidesz geworden ist)

(und jetzt sag mir keiner, das könne man so nicht sagen. wir warten mal gemeinsam auf die nächsten wahlergebnisse. und dann habe ich verdammt gerne unrecht.)
schrieb ich letztes jahr anderswo.
dass sich schwulenhasser und antisemiten einem "marsch auf budapest" gerne anschließen, muss ja wohl nicht extra betont werden, oder?

ungern unter ungarn

wenn ich heute ungarn treffe, bin ich misstrauisch wie auf einer studiparty in marburg: die wahrscheinlichkeit, dort aus versehen mit einem verbinder zu zechen ist erstaunlich hoch. und die wahrscheinlichkeit, dass mein ungarisches gegenüber diese menschenverachtende ideologie (also jenseits des dann doch überaschenderweise allseits beliebten kapitalismus) unterstützt, liegt sogar bei gut zwei dritteln.
ob ich weiterhin dort in den urlaub fahren werde? ich glaube: lieber erstmal nicht. in ein land, wo meine schwulen oder lesbischen oder dunkelhäutigen freundInnen von einer mehrheitsbevölkerung aufrichtig gehasst werden, muss ich mein geld nicht tragen.

ungarn, wie ich es kannte (oder kennen wollte), tritt sich grad selbst die beine weg. es bleibt: "ungarn".
örks.


na dann mal frohe weihnachten und weiter mit musik (ab minute 1:50 - auftritt des prototypisch sympathischen fidesz/jobbik-wählers):



hier mehr zu den interpreten des eher mediokren machwerks, aber es passt ja doch ganz gut in die zeit.

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