worum es geht: kommunikation

Montag, 4. Mai 2009

sauber!
lappen wollen nicht mehr lappen genannt werden.
verständlich, der ausdruck ist herabwürdigend und sollte nicht mehr benutzt werden.

sie heißen jetzt: samen.

viel besser.

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"Sami" klingt doch immerhin aber nicht so schlecht :)

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ja doch!

(konnten die sami ja nun auch nicht wissen, dass das auf deutsch absurd werden würde.)

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Die wussten aber auch
sicher nicht, dass Lappen bei uns zum Putzen verwendet werden. Hörte übrigens unlängst, es gebe auch Zigeuner jenseits von Sinti & Roma, die nicht sooo glücklich darüber sind, bei den zwei bekannteren Völkern einsortiert zu werden.

Aber hat der Eigenname von Finnland "Suomi" nicht mit Samen irgendwie zu tun?

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Suomi.Lapinmaa

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Und wieder
was gelernt. Da bestreite noch einer, dass Bloggen bildet.

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und das schöne daran ist: trotz fortgeschrittener witzelsucht meinerseits kommt dabei hinterher etwas kluges heraus.
(was nicht ausschließlich an meinen fantastischen vorlagen liegen dürfte...)

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Gar nicht kokett
heute, oder wie, Herr des Immerlindgrünen? Als Vorleger haben Sie noch immer irgendwie geglänzt, Sie Hintergedankler.

Nochwas zu Zigeunern und so weiter: Ich hatte es irgendwo bei mir mal notiert, weiß jetzt aber nicht, wo es steht. Mir gegenüber haben sich mal welche (aus der Großsippe der Reinhardts, zu denen ich längere Zeit intensiven Kontakt hatte) geäußert, daß ihnen diese zwanghafte Umbenennung nicht so recht sei, denn sie fühlten sich durchaus als solche, hätten sich zumindest daran gewöhnt und gedächten auch, es zu bleiben. Allerdings käme es durchaus auf den Kontext an, sprich: wer da spräche (oder brülle). Aber auch: Weshalb nennen sich welche nach wie vor so? Selbstironie oder gar Sarkasmus kann ich da nicht erkennen.

Eine Kleinigkeit habe ich doch gefunden.

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es ist wahrscheinlich derselbe mechanismus, der afroamericans dazu bringt sich untereinander nigger zu nennen oder schwule (auch mal eine despektierliche bezeichnung gewesen), sich als tunten oder schwuppen zu bezeichnen.
man erringt wieder deutungshoheit über die begrifflichkeiten und trotzt damit der fremdzuschreibung
man ist sichtbar, laut, ein dorn. man tritt der hegemonialmeinung auf diese weise mit seiner bloßen existenz auf die füße.

[in anderen ländern, sie verlinkten die "kleinigkeit" bereits, kann man mit derlei umbenennungen gar nichts anfangen: der ungarische "cigány" wurde schon vor 89 versucht als “neu-ungar” ("újmagyar”) national zu assimilieren. wie gut das funktioniert hat, kann man sich ja vorstellen.
(ansonsten: es ist derzeit eine verdammte hölle, "roma"oder "zigeuner", das interessiert dort derzeit niemanden, spätestens seit der randale von 06 ist alles völlig aus dem ruder gelaufen...)]

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In meiner Kindheit (Jg. 1967) war das Wort "Neger", soweit ich das damals beurteilen konnte, noch in keiner Weise negativ konnotiert; kurioserweise kam es erst mit der Ausstrahlung der Fernsehserie "Roots" Ende der 70er auf, dass sich unter (einigen von) uns Halbwüchsigen Redewendungen wie "jemanden negern" (= unterdrücken) bzw. "Guter Neger!" usw. einbürgerten, woraufhin die Lehrerschaft natürlich gegensteuerte und dann auch bald der gute alte "Negerkuss" allmählich zum Unwort mutierte; zu einem "Sinti- und Roma-Schnitzel" hat es bei allem sprachumerzieherischen Ehrgeiz dann aber doch nie gereicht.
Und ist es eigentlich noch okay, jemanden "Jugo(slawen)" zu nennen, wenn man grade nicht genau weiß, ob er mehrheitlich aus serbischem, kroatischem, bosnischem, slowenischem oder mazedonischem Erbmaterial besteht bzw. definiert wurde?

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yugo
das hat ja als verbindendes element noch nie funktioniert, nicht mal mit nem wagen von giugiaro

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@txxx666:
Ich behelfe mir da bisweilen mit "Ex-Jugo" als Kurzform für einen Bewohner oder ehemaligen Bewohner Ex-Jugoslawiens. Ist wahrscheinlich aber auch nicht ganz koscher.

Die von der Serie "Roots" ausgelöste Zäsur im Bewusstsein habe ich (Jg. 63) auch so in Erinnerung. Zu den stehenden Redewendungen _nach_ der Ausstrahlung gehörte unter anderem: "Also ich hab ja nichts gegen Neger, ich finde, es sollte sich jeder einen halten."

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ich muss mich jetzt wohl endlich mal schlau machen gehen.
bin gleich wieder da.

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Sie kennen Roots nicht?

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ich, äh, nein.
zu klein, damals.
und dann ist es in der folge wohl an mir vorüber gegangen.
ich wundere mich auch ein wenig.

sinhá moça gilt nicht, mmh?;-)

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Sachen
schauen Sie sich an!? Andererseits – das ist ja auch Literaturgeschichte und beschreibt eine Zeit, in der nicht nur in der Gegend von São Paulo noch jeder Besserverdienende seinen hatte. Allerdings schrammt die Televovela ziemlich am eigentlichen Thema vorbei. Trotzalledem schauen auch heller Pigmentierte sich das gerne an. Über die Gründe möchte ich nicht spekulieren.

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herrje, das gehört zu meinen ersten fernseherfahrungen überhaupt (sesamstraße mal ausgenommen...), ich konnte mich auch nur grad so an den namen erinnern - die handlung musste ich mir auch mit externer hilfe ins gedächtnis rufen.

aber zurück zu den wurzeln:
interessant, dass dieses epos weniger aufklärerisch wirkte als eher einen backlash zu erzeugen.

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Angesehen hab ich mir die Serie auch nicht (Jung, kuck nicht so viel Fernsehen!). Bin aber natürlich trotzdem Experte. Aufkärerische Wirkung Null. Würde ich auch so sagen. Dafür Sprüche wie der, den Herr Mark da oben zitiert. 1981 (oder 82?) flossen TV-Sendungen ja doch noch irgendwie in die Tagesgespräche ein

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@vert:
aber zurück zu den wurzeln:
interessant, dass dieses epos weniger aufklärerisch wirkte als eher einen backlash zu erzeugen.


Ich denke mal, es ist wesentlich vielschichtiger. Aufklärerisch war dieser Mehrteiler schon insofern, als im breiten Bewusstsein der deutschen Fernsehzuschauer vorher nicht so das große Bewusstsein dafür da war, mit welchem Leid die Sklaverei einherging, bis dato war das halt eines der vielen vergangenen Weltübel, und keineswegs das prominenteste.

Das hat natürlich schon geschockt, und so muss man die N-Wort-Sprüche (gerade von Kids, die es irgendwelchen cool tuenden Halbstarken oder dem Oppa nachplapperten) schon auch als eine verquere Form der Bewältigung sehen. Oder nehmen wir den ZDF-Mehrteiler "Unser Walter", der erstmals offen mit dem Thema Behinderung umging. Die Kehrseite dieser Bewusstseinsbildung war, dass bei uns Kindern Worte wie "Spasti" und "Mongo" auf einmal sehr beliebt waren, konnte man ja auch die Eltern schön schocken, ohne gleich das F-Wort benutzen zu müssen.

Es wäre mal interessant gewesen, wenn der TV-Mehrteiler "Holocaust" ein halbes Jahrzehnt früher gelaufen wäre, ob diese Mechanismen dann auch gegriffen hätten bei uns. Irgendwie war das was anderes, da haben wir so gut wie keine Witze und Sprüche drüber abgelassen wie damals noch zu "Roots" und "Unser Walter". Obs nur daran lag, dass wir halt auch schon paar Jahre älter waren, wer weiß...

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und ich wurde in eine verkorkste welt geboren...
und sie alle sind schuld daran!

aber die begrifflichkeit mongo wurde auch in den neunzigern noch durchaus heftig diskutiert.

(jetzt hab ich aber noch ganz schön was nachzuarbeiten!)

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Ich muss wohl selber nacharbeiten,
denn wie ein oberflächlicher Blick in die Trefferlisten zeigt, lagen "Roots" und "Holocaust" zeitlich nicht annähernd so weit auseinander wie ich es in Erinnerung hatte. "Roots" lief 1977, "Holocaust" im Jahr darauf. "Unser Walter" war 1974, also auch nicht sooo viel früher. Wenns eine Quizfrage gewesen wäre, hätte ich vermutet, eher kurz nach der Mondlandung 1969, das erste große TV-Event meiner Kindheit, da hatten wir den Apparat gerade mal ein Jahr, wenns hoch kommt.

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Über den aufklärerischen
Wert von Sinhá Moça (wohl vergleichbar mit anderen Serien dieser Art) ließ (läßt?) sich selbst in Brasilien nicht streiten. Da versuchen seit vielen Jahren, ach was, seit Jahrzehnten immer wieder einige Menschen, die kulturelle Identität auf die Füße zu stellen (ein Beispiel), und dennoch beglotzt alles, bei weitem nicht nur das sogenannte einfache Volk, diese Telenovelas. Zwar ist's schon eine Weile her, aber ich habe es erlebt. – Doch was heißt das schon? Vermutlich hatte ich den «aufklärerischen» Blick des kolonialherrischen Europäers. Und der versteht sowas nicht – jedenfalls solange er nicht integriert ist. Aber dann ist er auch kein Europäer mehr.

–jst

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