worum es geht: konsum

Donnerstag, 3. Dezember 2009

durch/zug: entzug
der mann schlenkert eine tragbare beschallungsanlage, die frau zieht einen großen trolleykoffer; in ihrer linken hand baumelt eine transparente tüte mit zwei grünen flachmännern und einer schachtel marlboro. sie hat ihr bier gerade weggestellt, er hat seins noch.
es ist zehn uhr morgens.

ich gehe weiter und wandere hin und her, wir drei sind alleine auf dem gleisabschnitt. die beiden sprechen etwas zu laut miteinander, die frau ist aufgewühlt und hat eine grüne flasche angesetzt.
gleich kommt die bahn, fahren sie zur alki-szene am bahnhof? dort habe ich zumindest sie schon einmal gesehen, sie trägt auch heute die auffällige jacke - und so viele frauen sind dort nun mal nicht.

sie redet auf ihn ein und er wehrt ihre aufregung mit schwerer zunge ab. "natürlich tust du das für dich"
sie hat sein gesicht in ihren händen und ein schmerz steht in ihrem gesicht, in dem sich auch schon vorher einige harte zeiten abgebildet haben.

sie steigen nicht am bahnhof aus. nicht heute. der koffer ist für eine andere reise.
sie fährt in den entzug und weiß: wenn es klappt, kommt sie nicht zurück. nicht zu ihm. das versucht sie ihm gerade zu sagen.
langsam und bedächtig nimmt er ihre hand und versteht nicht.
"ich will nicht mehr darüber reden und viele worte machen. hinterher falle ich nur wieder auf den arsch. bin ich letztes mal auch." ältere herrschaften drehen sich empört bis verstört um, der halbe wagen riecht nach hochprozentigem. sie will nicht reden und spricht doch panisch und ausdauernd. alkoholverlangsamt versucht er schritt zu halten und scheitert.

ich sehe ihren blick. sie hat angst.


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dies ist ein update von *plöng*
und
ein beitrag aus der serie durch/zug


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Schwierig. Aber gut so. Raus aus dem nassen Umfeld. Dauerhaft. Und wenn es der eigene Partner ist.

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die verzweiflung ist mir nahegegangen.
die ambivalenz mit der gleichzeitig starken alkintoxikation ist nur schwer aufzulösen.

er schien noch nicht lange genug dabei zu sein.
und er würde sich auch nie prostituieren müssen (oder können).
ich war früher oft in der gegend unterwegs, ich kenne das elend und seine gesichter.

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Ich drücke die Daumen, daß es klappt. Mehr fällt mir zu sowas immer nicht viel ein. Ich möchte in eine solche Sache nie reingeraten wollen.

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ja, wer möchte sowas schon wirklich....

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Wallraff.

niesen

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den wallraff ich schon länger nicht mehr.

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