Donnerstag, 9. Dezember 2010
worum es geht: musik

hip/hop: böser bub [die antwoord/za]
etwas liegengeblieben während arbeitssamer wochen und monate ist meine begeisterung für das (white-)trash-pop-projekt die antwoord. daher reiche ich mal hier - unter anderem auch zu expliziten bespaßung von gendertroubl - das für mitteleuropäerInnen etwas irritierende (mittlerweile nicht mehr ganz) aktuelle machwerk nach: evil boy.

[offensichtlich passt das sehr gut zu mir, da man mich gezielt darauf aufmerksam machte, ohne überhaupt zu realisieren, dass es sich dabei um "die antwoord" handelte;-]

optisch eine verstörende augenweide, inhaltlich... ja, um was geht es denn da eigentlich?



-> [edit: ersatzvideolink] <-

bevor wir jetzt wegen des untertitelten mittelteils alle "homophobie" schreien, nehmen wir bitte mit unserem us-eurozentristischen weltbild zur kenntnis: es geht unter anderem um männliche genitalverstümmelung bei xhosa-initiationsriten. wer wäre drauf gekommen? ich auf jeden fall nicht von alleine - da muss man sich auch mal helfen lassen...
also nix mit gaybashing, eher das gegenteil ist der fall.

natürlich hat die band ganz offenbar einen heidenspaß daran, mit all den prengeln zu posen und benutzt die liebevoll aufbereitete südafrikanische sage vom tokoloshe* für ein, nunja, penisgeschwängertes husarenstück von video.

gerade dieses professionell gemachte video hätte wahrscheinlich der internationale durchbruch werden sollen, stattdessen orakeln die erben des punk fröhlich mit südafrikanischen mythen und popkulturellen ausbrechern wie "district 9" - und treten mit im mainstream unverkäuflicher phallusoptik allen verwertbarkeitslogikern auf die füße. super!

etwas enttäuschend finde ich in diesem zusammenhang die aktuelle rezeption des antwoord-phänomens in der chef-schwurbel-postille des deutschen popdiskurses: die spex gondelt etwas hilflos zwischen unpassenden vergleichen, unpassenden einordnungen und nichtverstehenkönnen.
klar kann man die antwoord mit m.i.a. vergleichen: der vater der sängerin war tamilischer rebell - und die eltern der antwoord-protagonistInnen möglicherweise in der white-power-bewegung - aber ob das nicht vielleicht doch eher quatsch ist? terrorismus als treibende kraft und schließlich kommen sie beide nicht aus europa. aua.
und dann kommen die aus südafrika und wollen nichtmal über apartheid reden. frech, also wirklich.
um es mal vorsichtig zu sagen: das könnt ihr normalerweise besser, da in eurem bekloppten blatt (möge es noch lange bestand haben).

ich hab auf jeden fall viel freude mit dieser antwoord auf fragen, die hier in westeuropa bisher niemand gestellt hat. mal schauen, was da noch so kommt.


* ich weiß, ich weiß, es gibt hier schon wieder viel zu viele links in alle welt, aber diese mockumentary über den südafrikanischen golem und wie er in die welt kommt müssen sie gesehen haben; das sind sehr unterhaltsame und soziokulturell wertvolle zwölf minuten. vielen dank.


dies ist ein update zu "over&out? new era!"
und
ein beitrag aus der serie hip/hop/rap
und
ein beitrag aus der kurzserie met afrikaans deur die jaar ;-)

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