worum es geht: polit

Donnerstag, 12. März 2009

troubleshooting
es mag ja sein, dass der konsum jedweder gewaltverherrlichender medien einen unguten einfluss auf depressive und in ihrer persönlichkeitsentfaltung gestörte jugendliche und junge erwachsene (jungen und junge männer) hat.
dummerweise liegt jetzt eine zweistellige anzahl an toten vor und es waren soft-air-waffen und "killerspiele".
muss ja. er kam ja schließlich aus einem angesehenen elternhaus, war mitglied im schützenverein und so.

nur wenige worte über die herkunft der waffen, der erfurt-täter war schließlich auch nur zufällig im schützenverein.
in emsdetten war's auch schlimm - nur gab's da keine halbautomatischen waffen, die zu hause rumlagen.
alles schlimm und schrecklich, aber keine toten. veraltete kleinkaliber aus einem erbfall sind ohne übung nicht zwangsläufig tödliche waffen.

wahrscheinlich die hälfte aller (eher männlichen) leute einer gewissen altersklasse haben irgendwo einen ego-shooter auf dem rechner. sogar ich damals - und ich fand und finde computerspiele ausgesprochen langweilig.

schlamperei und falsche toleranz gegenüber waffennarretei und -verfügbarkeit lassen sowas passieren und nicht

"killerspiele"

wenn ich das wort noch einmal höre, schreie ich.
eigentlich schreie ich schon den ganzen tag.
verlogener mist.


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[edit: nach dem obigen eher schnell produzierten eintrag, der sich gegen die debattenverkürzung auf zum beispiel computerspiele wendet, bin ich nochmal schwer ins nachdenken gekommen, was man an den kommentaren auch sehen mag. wie oben schon angedeutet, kommen wir ohne den geschlechteraspekt nirgendwohin.]

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Es gab zu diesem Thema mal ein Blog, seit 2006 verwaist. Die reflexartigen Reaktionen dürften sich jetzt aber wiederholen, auch wenn im nun aktuellen traurigen Fall der Täter u. a. ein "erfolgreicher Tischtennisspieler" war.

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danke für den hinweis: ein wirklich schöner beitrag von ihnen dort.

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Immerhin: Die Süddeutsche bemüht sich um etwas Differenzierung.

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ich mag dieses zitat:
"Was Platon in der Antike über das Griechische Theater geschrieben hat, deckt sich ja zum Teil mit den Argumenten der Gefahrendebatte um die Computerspiele: Dass das Theater die Emotionen in unguter Weise aufwühlt. Dass es den vernunftbegabten Teil des Menschen schwächt. Ich denke, dass diese Gefahrendiskussion eine Routine der Mediengeschichte ist. Wenn sie nachlässt, ist das ein Zeichen von kultureller Integration."
aus der telepolis.
via

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Die Killerspiele
finden vermutlich ohnehin anderenorts statt.

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mediale aufbereitung
... medialer aufbereitung bei ahoi polloi.

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...und bei niggemeier

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Das eine ist, dass die Verfügbarkeit von Waffen eine große Rolle spielt. Man weiß das aus den USA, man weiß es von den Amokläufen hierzulande, und vielleicht hat man selber auch schon mal gedacht: Gut, dass der (oder ich) jetzt keine Schusswaffe hat (oder habe). Ganz klar. Man kann mal außer sich vor Wut geraten, und da ist es besser, wenn keine automatische Schnellfeuerwaffe herumliegt.

Das andere ist, dass Kinder (und hauptsächlich Jungen) systematisch an schlimme Bilder, an hyperrealistische Gewalt, gewöhnt werden und dabei abstumpfen. Es ist tausendmal untersucht und beschrieben worden: Schon auf rein körperlicher Ebene lassen die Reaktionen stark nach, wenn man diesen Szenen regelmäßig ausgesetzt ist, die Fähigkeit zur Einfühlung lässt nach usw.; und selbstverständlich gibt es keine einfache Kausalität, das behauptet auch niemand. Dennoch halte ich den massenhaften, unbeaufsichtigten, ungebremsten Konsum solcher Grausamkeiten (Spiele, Filme, Bilder) durch immer jüngere Kinder für etwas, das entsetzliche Folgen hat. Da braucht nicht gleich jemand Amok zu laufen; aber zum "Spaß" mal jemanden quälen und dabei filmen, sich nehmen, was man will - das ist doch ganz normal. Ich empfehle mal Don Alphonsos sehr guten Beitrag in der faz:
Ich bin reichlich froh, nach über anderthalb Jahrtausenden der privatisierten Gewalt und der täglichen Brutalität in einer Welt zu leben, in der klares Gewaltmonopol gibt. [...] Da kann man das problemlos haben, in allen Varianten, klare Feindbilder, antimoderne Mythen, jedes Schlachtfeld des zweiten Weltkriegs, so realistisch wie möglich, mit immer neuen, noch besseren, noch krasseren Sinneseindrücken, man stumpft schließlich ab nach dem 10. Gehirn an der Wand, also holt man sich eben den nächsten Kick, das nächste Level, auf dem Schulhof von den Kumpels oder vielleicht doch gleich superrealistisch in der Klasse.

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Dennoch halte ich den massenhaften, unbeaufsichtigten, ungebremsten Konsum solcher Grausamkeiten (Spiele, Filme, Bilder) durch immer jüngere Kinder für etwas, das entsetzliche Folgen hat.

Das sehe ich ähnlich und bin schon deshalb befremdet vom selbstgerechten Anklagen der etablierten Medien. Empörungsjournalisten, die auch noch die Videos vorführen und damit den Tätern endgültig ihren gesuchten "Ruhm" ermöglichen. TV-Anstalten, die ungerührt zynischen Gewaltfilmmist senden, nun aber als Nebenkläger auftreten.

Um bei meinem damaligen, zugespitzten Vergleich mit dem Fußball zu bleiben: Niemand hat nach schrecklichen Vorkommnissen nach einem Verbot dieser Sportart gerufen. Fußball ist - aktiv und passiv - gesellschaftlich akzeptiert und zudem ein Milliardengeschäft. Man hat aber Anti-Hooligan-Konzepte entwickelt, die Prävention verbessert. Diesen Ansatz vermisse ich nun. Die Gewaltmedien (Spiele, Filme, Bilder) bekommt niemand mehr aus der Welt. Gegen medial aufgeputschte Hools aber könnte man etwas tun. Nur ist das eben kompliziert, aufwendig, teuer. Und würde vielleicht auch ein Nachdenken über unsere Gesellschaft erfordern, die unangenehm sein könnte.

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(don alphonso kann ich an dieser stelle ganz deutlich nicht zustimmen.)
ich habe mich mit psychologischen erklärungsversuchen extra sehr zurück gehalten, da ich dort wahrlich nicht vom fach bin; mir geht nur dieses wohlfeile erklärungsmuster (killerspiele, schwarze klamotten, rockmusik, alles klar!) ganz schräg runter.
vielleicht noch mal zur klarstellung: ich bin kein gamer und finde egoshooter wenig erheiternd; sie bedeuten mir nichts. desweiteren glaube ich nicht, dass videospiele großartig zur persönlichkeitsentwicklung hilfreich sind. das ist skateboarding aber auch nicht, macht menschen einer gewissen altersklasse aber trotzdem spaß.

diese verkürzte sicht der dinge regt mich auf. da muss doch in jedem dieser beschissenen fälle noch mehr passiert sein als videospiele. wenn man merkmale nimmt, die auf einen großteil von (männlichen) jugendlichen zutrifft, wird man also automatisch schnell fündig. das ist wie die "schläfer"-jagd: gesucht werden unauffällige ausländer mit guten uninoten und ganz normalem sozialleben.

wenn ich authentische oder hyperrealistische gewalterfahrung will, muss ich doch nur zur richtigen zeit den fernseher anschalten oder ins theater gehen (siehe platon): mord und totschlag allerorten.

keine frage nach hegemonialen geschlechterkonstruktionen, kein einziges mal. nur zum beispiel. dann müsste man an mehr als der oberfläche kratzen.

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Es muss mehr passiert sein als Videospiele? Aber klar! So wie nicht aus jedem missbrauchten Kind ein Missbraucher wird, nicht aus jedem Wodka-mit-Apfelsaft-Trinker ein Alkoholiker und so weiter.

Fernsehen? Theater? Nein. Ganz bestimmt nicht. Aktuelle Gewaltspiele (nicht zwangsläufig Ego-Shooter) sind dermaßen realistisch, der Soundtrack hat Kino-Niveau, die Bewegungen und Reaktionen der Menschen sind kaum noch von gefilmter Realität unterscheidbar, und man ist immer aktiv handelnd dabei, es ist immer Ego-Perspektive. Eine Frau läuft fleht dich an, sie zu verschonen, sie bietet dir an, "alles" zu tun, wenn du sie leben lässt, aber du "musst" sie mit dem Flammenwerfer verbrennen, das sieht man sehr genau, man hört die Schreie, dann wird noch ein paarmal draufgetreten, bevor der nächste ankommt, dem du die Arme abhacken musst, er brüllt und wedelt mit den Armstümpfen, aus denen das Blut schießt, aber um die Ecke kommt schon der nächste. Stundenlang, nächtelang, wochenlang, und es hat kein Ende wie ein Film, ein Buch, ein Theaterstück, das Spiel geht immer weiter. Oft bist du in einem "Verband" mehrerer Spieler, die auf dich "angewiesen" sind, die dich ausgrenzen, wenn du nicht zuverlässig da bist.

Als Jugendlicher habe ich mich mal überreden lassen, einen Zombiefilm mit anzusehen. Ich hab's nicht ausgehalten und hatte die Bilder noch lange im Kopf. Das ist alles lächerlich gegen den Realismus und die massiven Sinneseindrücke, die heute auf wesentlich jüngere Kinder einströmen. Das hat grauenhafte Folgen.

Seit den 90ern stehen Fernseher, Videogeräte, Spielekonsolen und PCs in den Kinderzimmern. Seit dieser Zeit haben sich die Schulleistugnen von Jungen und Mädchen deutlich auseinanderentwickelt. Und so weiter. Aber man kann eben keine Gehirne aufschneiden und darin Kausalzusammenhänge beweisen. Es bleibt bei mühsam herausgearbeiteten statistischen Korrelationen - oder man muss sich qualitativ damit auseinandersetzen. Kann sein, dass man dann in Abgründe blickt.

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Ich habe mich dazu
geäußert. Aber bei mir. Es ist mal wieder etwas länger geworden. Längst wollte ich es gesagt haben. Unlängst war es wieder Gespräch. Doch nun wurde es richtig akut. Da mußte es raus: Kinderkinder.

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so, ganz kurz, herr nnier.
tun sie bitte alles, damit das keinen einzug ins kinderzimmer hält - da sollte es ja auch nie rein. spiele wie das oben beschriebene mit bloodpatch hatten noch nie eine altersfreigabe oder waren in deutschland möglicherweise tatsächlich verboten. (ich kann dem auch nix abgewinnen, sowenig wie horrorfilmen.)
da kommen wir zum beispiel zu einer frage: warum ist das da? schlamperei und verwahrlosung fängt ja nicht erst bei der waffenlagerung an.

die überlieferung und unreflektierte akzeptanz dieser form hegemonialer männlichkeit durch weite teile der gesellschaft dürfte sein übriges dazu tun. dazu muss man auch keine gehirne aufschneiden.

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mir geht der antiliberale und allgegenwärtige verbotsdiskurs auf den senkel. (oder haben sie vielleicht aufgehört zu rauchen?)

in nur wenigen jahrzehnten, vielleicht sind es auch nur jahre, werden wir über das beispiel computerspiele schmunzeln. gestaltbare bewusstseinserweiterung durch zerebrale neurotransmitteransteuerung wird die medienkritik in platons politeia tatsächlich alt aussehen lassen.

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mal abgesehen davon, dass ich ihre (verts) meinung teile, das spiel far cry 2 hat keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG. aber scheinbar hat die gesamte journaille kein problem damit jetzt ständig in den nachrichtensendungen laufende bilder zu zeigen, wo leute niedergeschossen werden. ist das nicht auch strafbar?

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interessanter hinweis. auch da bei ihnen.
"und wer hat eigentlich hinterfragt, warum ein 17jähriger so ein spiel besitzt?"

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und warum ist schießen eigentlich einfacher
... als computerspielen?

monkey with gun, in: albert watson, mad dog, münchen 1996
monkey with gun, in: albert watson, mad dog, münchen 1996
seinerzeit erschienen als begleitband zur photoschau watsons im "kunstverein für die rheinlande und westfalen" in düsseldorf

(demnächst wieder: Albert Watson Retrospektive "Best Of",
21.09.2008 - 18.01.2009, nrw-forum kultur und wirtschaft, düsseldorf.
da gibt's wohl einen fan oder zwei, scheint's.)

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"Herr Winterhoff, hat die Gesellschaft eine Komplettmeise?"
interessantes interview in der fr über erziehung und beziehung, kinder, eltern und lehrer.
dieses gesellschaftsging, sie verstehen.

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Gesellschaftsging
Link FR funktioniert nicht.

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gieses gingsga,
sie verstehen schon! so, jetzt gehts.

und damit im schaden noch ein nutzen ist:
bitte grinsen sie auf keinen fall bei diesem amok-anthraxformular der titanic.
etwas pietät bitte!

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kapitalismus tötet
die "gegenstandpunkt"-variante von freerk huisken als ganz lohnenswertes hörspiel in vier teilen.
man kann anderer meinung sein, aber nicht ohne diese gehört zu haben.

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"soziokulturelle überlieferung"
telefoninterview ndr/lothar adler: "amok ist der fluch der menschheit".

das erste mal, dass eine geschlechterperspektive seitens des interviewers als frage formuliert wird. ich habe ein gewisses verständnis für die verkürzte antwort des interviewten - was soll man bei so einem komplexen thema auch am telefon (~5min) groß ausführen.

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schüler treffen
offenbar merkbefreit

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