worum es geht: polit

Sonntag, 15. März 2009

motiv frauenhass
das ausmaß des medialen und argumentativen armutsbeweises der traurigen ereignisse von winnenden lässt sich nur mit allgemeiner ratlosigkeit erklären.
und ich bin dankbar um jede stimme, die das auch zugibt.
so wie ich auch - hiermit ganz offiziell.

blogs, tv, print, radio - alles ist voll mit empörungs- oder beschwichtigungsexpertokratie auch ausgewiesener nichtexpertInnen; und ich leider mittendrin.

ich habe für mich versucht, ein, zwei andere sichtweisen (auch in den kommentaren) zusammenzusammeln und stolpere immer wieder, wie auch in meinem ursprungstext über die tatsache, dass es männliche täter sind. und dass im aktuellen fall fast ausschließlich mädchen und frauen getötet wurden.
ohne eine geschlechterspezifische betrachtung von gewalt und gesellschaft kommen wir nicht weiter - wobei ich nicht weiß, ob mich dieser beitrag und seine hoffentlich hilfreichen kommentatorInnen weiterbringt. oder ob es irgendjemanden dazu bringt, etwas anders zu sehen oder das auch nur zu versuchen.
wahrscheinlich überzeugen wir nur wieder die überzeugten, das aber gut.

mit dem "klassischen" differenzfeminismus, der gelegentlich mit einer wenig zielführenden (selbst)viktimisierung von frauen seinen tiefpunkt erreicht, kann ich schlichtweg nichts anfangen. daher sind mir auch die ausführungen luise puschs, der grande dame der deutschsprachigen feministischen linguistik, nur begrenzt zugänglich, wobei das dort verlinkte taz-interview mit rolf pohl sehr gut ist und einen kurzen (und verständlichen!) überblick über das konzept hegemonialer männlichkeit* gibt.

jedoch: das elend, das wir vorfinden (und damit meine ich nicht den erbarmungswürdigen zustand der schwäbischen ermittlungsbehörden oder die widerlich-reißerische berichterstattung auf fast allen kanälen) zementiert geschlechterdichotomie auf eine derart unerhörte art und weise, dass man eigentlich blind sein muss, um es nicht zu sehen.

ich pflichte alice schwarzer bei (und das kommt nicht oft vor), wenn sie in der emma feststellt, es handele sich um ein "Massaker mit dem Motiv Frauenhass". ob es sich dabei wirklich um "das erste" handelt sei mal dahin gestellt; und ohne polemische auslassungen wie "Der 17-Jährige soll "Depressionen" gehabt haben. Wir alle kennen depressive Frauen. Morden sie? Nein, höchstens sich selbst." wäre der text noch besser.

von geschlechterdekonstruktion kann nur reden, wer dieses massaker ausblenden kann, manchmal ist gender vielleicht auch nur eine konstruktion für den akademischen elfenbeinturm. selten ist männlicher wahn mit männlicher körperlichkeit nachhaltiger kongruent gewesen. nachhaltiger hat seit wahrscheinlich langer zeit niemand seinen geschlechterspezifischen wahn in fremde körper eingeschrieben, ohne dabei direkt sexualität als waffe zu gebrauchen.
der tod als sexualisierte vernichtung ist in diesem fall wenig perfide, jedoch umso grausamer in seiner offenbar beabsichtigten konsequenz.

ich breche hier ab. wieder keine "lösung", aber vielleicht ein weiterer baustein zum verstehen, auch wenn das einigen männern (und wahrscheinlich weniger frauen) die welt auf den kopf stellen sollte.

ich zähle auf sie.



*raewyn connell: der gemachte mann. konstruktion und krise von männlichkeiten, opladen 1999
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Naja,
ich bin ja nicht so der Gender-Experte, aber wenn man von der Prämisse ausgeht, dass Geschlecht soziale Konstruktion ist, kann man dann dieses männliche Extremverhalten nicht auch für eine gesellschaftliche Fehlkonstruktion halten? Etwa, dass dem Knaben vielleicht ein Männerbild vermittelt wurde, dem er nicht so recht zu entsprechen vermochte?

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daran zerbrechen viele.
aber muss man deshalb als quasi logische konsequenz möglichst viele menschen des anderen geschlechts töten?
um damit ein übermannbild zu erstellen, das zwangsläufig in den selbstüberhöhten märtyrertod führt?
wenn das die standardausgangsposition im geschlechterverhältnis werden soll, dann werde ich höchstselbst zum kulturpessimisten, dann ist das doch mehr als ein unbehagen der geschlechter.

hier fordere ich ein radikales umdenken ein.
ach was: denken.
ich bin heute sehr bescheiden.

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Ich gebe dir recht.

Ich würde, wenn ich die Thematik hier schon am Massaker-Fall öffne, den Bezugspunkt auch etwas anders setzten. Was mensch vom Fehrnsehen und der "Masse" einach nicht erwarten kann, denn es sind Assis und sie werden es wohl auch bleiben.

Für mich stellt sich die Frage ungefähr so: Warum wird sofort ohne nennenswerten Anhaltspunkt davon ausgegangen dass er Frauen hasst, oder gehasst hat? - klar weil er ja nen Aussenseiter war, und die bekommen halt keine ab, oder deshalb werden sie dann zu Aussenseitern. Männer schießen dann und Frauen werden Feministinnen-
Danke danke Zivilgesellschaft, fein und total differenziert mit der Situation umgegangen!

Vielleicht bin ich heut nur mieß drauf, aber ich könnt sie schon wieder alle hauen, tagelang, mit wachsender Begeisterung....

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wer am ausgesuchten ort seines verstandesmäßigen niedergangs gezielt mädchen und lehrerinnen (aufgepasst: kleines i) mit kopfschüssen tötet, dem darf sehr wohl ein solches motiv nachgesagt werden.
was das motiv für derart pathologischen frauenhass ist, kann ich selbstredend nicht sagen. (hab ich auch nicht)
außenseitertum ist zweifelsohne humbug, dann hätte ich mit siebzehn auch schon opas weltkriegskarabiner...

(wieso heute?;-)
(alle jetzt? männer wie frauen? das wäre nur gerecht.)

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Über die Diagnose Frauenhass
bin ich im ersten Moment auch gestolpert, aber einen Liebesbeweis vermag ich in Projektilen, die in Mädchen- und Frauenköpfe gejagt werden, auch nicht so recht zu erkennen.

Also: Was isses dann? Ums mal gehessisch zu sagen: Mer waases net, mer stickt net drin.

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es ist schwer, die kurve zu kriegen, bevor es in die hobbypsychologisiererei abdriftet. keine ahnung, ob uns(mir) das immer gelingt.

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ich glaube, in dem artikel von frau schwarzer steckt sehr viel wahres. jeder braucht zuneigung, liebe, wärme und aufmerksamkeit, alles sehr menschliche dinge. da ich persönlich auch mit einem menschen konfrontiert war, der kurz davor war durchzudrehen, fällt es mir schwer in diese diskussion einzusteigen. ich weiß nur, dass dieser mensch, den ich kannte, ein sehr gestörtes verhältnis zu seiner mutter und später dann auch zu diversen frauen hatte. sein ziel war meine kontrolle, da dies nicht ging, wollte er mich zerstören. exakt wie in dem taz-interview. und ich versuche, herr vert, seit jahren herauszufinden, welcher art die männer sind, die mich umgeben und umgeben haben. feministen waren das eher selten. ;)

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sie verstehen, dass ich mich dazu nicht äußern kann und werde. aber nein, nach feministen klingt das nicht.

gerade der schluß des artikels ist trotz des harten, gelegentlich unzutreffenden tonfalls recht versöhnlich, das fand ich auch gut.

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"konstruktion und krise von männlichkeiten"
das hat nicht jemand ernsthaft veröffentlicht!?

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raewyn, vormals robert w. connell ist die wahrscheinlich bekannteste gendertheoretikerin der neunziger jahre mit dem schwerpunkt männlichkeiten. das oben angesprochene konzept "hegemonialer männlichkeit" ist heutzutage - nach der erweiterung der klassischen trias der sozialgeschichtsschreibung (sex, race, class) um das soziale geschlecht (gender) - aus keiner diskussion darüber mehr wegzudenken.

das gibt's in jeder guten bibliothek oder woanders und ist auch unter sozialwissenschaftlichen sowie historischen aspekten ein gut lesbares und gelegentlich sogar unterhaltsames standardwerk.

es sei ihnen hiermit empfohlen.
(bei ausschließlichem theorieinteresse: kapitel 3, da steht alles drin.)

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Also ich weiß ja nicht.
Ich lasse mir jedenfalls keine "patriarchale Dividende" auszahlen, in dem ich mit meinen Kumpels in den Puff gehe. Da lebe ich mit der matriarchalen Dividende, dass meine Frau den Hauptteil des Haushaltsnettos verdient, doch wesentlich besser. ;-)

Der Schlüssel zu dem männlichen Drang nach Überlegenheit könnte doch jetzt mal ganz brunzbanal gesagt darin liegen, dass so ziemlich jeder kleine Junge die ersten Jahre seines Lebens doch total von der Mutter dominiert wird. Das Umsorgtsein ist ja auch ne Supersache, aber irgendwann finden halt Loslösungsprozesse statt, irgendwie ahnt der größer werdende Junge, dass er nicht werden kann wie die Mama, wenn ein Mann werden will, und vielleicht meint er, im Zuge dieses Prozesses, die innere Frau töten oder zumindest unterdrücken zu müssen und verstärkt jede Eigenschaft zu kultivieren, die als Nicht-weiblich markiert ist. Je nachdem, wie präsent oder nicht präsent der Vater ist oder wie nachahmenswert oder abschreckend sein Rollenvorbild auf den Sohn wirkt, ist die Mannwerdung ein hochkompliziertes Unterfangen, bei dem auch viel schiefgehen kann.

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Ach, das sind doch eh alles nur Nebenwidersprüche. ;-)
Siehe auch: Mao Tse-Tung, Über den Widerspruch, 1937.

Tschuldigung ... ich konnte nicht anders ...

Und jetzt zurück zum Thema.

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als feminist of the year, herr mark,
nehmen sie diese dividende natürlich in unnummerierten kleinen scheinen entgegen.
(ihre männliche "komplizenschaft" ist offenbar soweit ausgeprägt, dass sie davon ausgehen, dass ich den ironischen schenkelklopfer verstehe;-)

daher brauche ich ihnen ja nicht zu erklären, dass es weniger um asymmetrische einkommensbezüge im individuellen geht, sondern um geschlechtsbezogene akkumulationsprozesse im großen stil (frauen in führenden positionen, als haupterbinnen - übrigens nahezu die einzige methode als frau an ein wirklich großes vermögen zu kommen...)
"sehr viele männer, die an der patriarchalen dividende teilhaben, achten ihre frauen und mütter, sind nie gewalttätig gegenüber frauen, übernehmen ihren anteil ander hausarbeit, bringen ihren familienlohn nach hause und kommen nur allzu leicht zu dem schluß, dass feministinnen büstenhalterverbrennende extremistinnen sein müssen".
(et tu, brute?;-)

aber mal butter bei die fische:
"[...] es ist mit überwältigender mehrheit das dominierende geschlecht, das die gewaltmittel in händen hält, männer sind weit häufiger als frauen bewaffnet. in vielen geschlechtersystemen ist es frauen sogar untersagt, waffen zu benutzen [...]. patriarchale definitionen von weiblichkeit (abhängig, ängstlich) führen zu einer kulturellen entwaffnung."
Die meisten männer belästigen oder attackieren frauen nicht. aber jene, die es tun, werden ihr verhalten kaum als deviant betrachten. ganz im gegenteil, sie haben meist das gefühl, vollkommen im recht zu sein. sie fühlen sich von einer ideologie der suprematie ermächtigt.
das geschlechterverhältnis (gender) ist eben nicht stabil und biologisch betoniert sondern fragil und krisenanfällig (stichwort "krisentendenz"[habermas]) und wird ständig in einem andauerndem gesellschaftlichen prozess neu verhandelt.
das erleben wir gerade. diese "unfassbare tat" ist ein systemimmanenter ausrutscher bei der formierung gesellschaftlicher genderpraxis. schön blöd, das alles.

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nebenwiderspruch!
darauf hab ich ja nur gewartet! sie wissen schon, dass sie damit in kürzester zeit die friedvollsten pazifistInnen zu, nunja, blutrünstigen amokläuferInnen mutieren lassen können?

ich weiß, war nur so ein reflex bei ihnen. aber aufpassen - nicht , dass heute noch hundert mao-jünger erzogen werden:

ich soll nie wieder nebenwiderspruch sagen, bis die große revolution kommt!
ich soll nie wieder nebenwiderspruch sagen, bis die große revolution kommt!
ich soll nie wieder nebenwiderspruch sagen, bis die große revolution kommt!
ich soll nie wieder nebenwiderspruch sagen, bis die große revolution kommt!
ich soll nie wieder nebenwiderspruch sagen, bis die große revolution kommt!
ich soll nie wieder nebenwiderspruch sagen, bis die große revolution kommt!
...

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@büstenhalterverbrennende Extremistinnen:
Kenne ich keine, nicht mal meiner Ex-Freundin, die während ihres Studiums in einem englischen Lesbencamp vor einem Raketenlager protestiert hat, würde ich dieses Label aufkleben. Wie sagte ich schon damals: Wenn die Frauenbewegung keinen größeren Feind hat als mich, dann kann sie sich nachgerade beglückwünschen zum baldigen Sieg.

Ich will nicht sagen, das mich geschlechtsbezogene Akkumukationsprozesse einen Scheiß ineteressieren, aber in meiner konkreten Lebenspraxis kann ich im großen Stil für die Sache der Frauen wenig tun. frau möge mir nachsehen, dass ich mein kleines Karriere-Opfer (oder die Teilschenkung meiner Patriarchats-Dividende) nicht auf dem Altar der großen Muttergottheit darbringe, sondern ganz konkret versuche meine Frau zu unterstützen, Business und Familienleben geregelt zu kriegen. Und ich beklage mich nicht mal drüber, dass grad im Ofen mein liebevoll zubereiteter Auflauf zu Graphit wird, während ich auf meine Karrierefrau warte, die noch hochwichtige Memos verfasst.

Sie sagen ja ganz richtig: Das Geschlechterverhältnis wird neu verhandelt. Aber eben nicht (oder nicht nur) auf der großen politischen Bühne und dem Meta-Diskurs, sondern kumuliert im Aberzilliarden Einzelverhandlungen jeden Tag aufs Neue. Und das finde ich ultraspannend.

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"büstenhalterverbrennende..." die diktion der neunziger. ..

sehr wahrscheinlich hat die frauenbewegung aber schlimmere feinde; nein, ganz offensichtlich sogar...
(sie haben meine wie immer albernen smileys gesehen, ja?)

ultraspannend, das ist es wohl, guten appetit!

herrjeh! die pizza!

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Auch Frau Schwarzer schreckt mit ihren polemisierenden, mit den Mitteln des Ridikülisierens was nicht in ihre Theorie paßt ("Jungen sind die Verlierer des Bildungssystems? - Haha!") gespickten Argumentationsketten vor psychologisierenden Ferndiagnosen über die Disposition des Attentäters nicht zurück. Schon deshalb kann ich mich dem Artikel nur schwer anschließen. Warum meint sie, mehr zu "wissen" als alle anderen?

Was sie über "depressive Frauen" (Sie meint: Frauen in psychiatrischer Behandlung) schreibt - sorry, das ist Ideologie. Man erinnert sich noch gut an die Lafontaine-Attentäterin. Wieder einmal wird so getan als gebe es keinerlei Frauengewalt. Und es ist traurig, daß sie diesen Fall zum Aufhänger für diese Art von "Gefechten" macht. Selbst wenn sie grundsätzlich wohl recht hat, was das unterstellte Motiv angeht.

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Hm, das ist interessant. Ich habe das in manchen TV-Diskussionen so erlebt und mich auch öfter daran gestört, wenn sie die Probleme von Jungen und Männern auf solche Art vom Tisch gewischt hat. Mit diesem Artikel allerdings ging mir das nicht so.

Sie beherrscht die Mittel der Polemik, siehe das Beispiel mit der deutsch-türkischen Klasse, oder: "Vielleicht sollte also statt über seine früheren Lehrerinnen eher über sein heutiges Parallelleben in einer virtuellen Welt voller gewalttätiger Helden nachgedacht werden?" - allerdings finde ich darin eben auch sehr viel Wahres. Und dass das Geschlecht der Opfer in den ersten Tagen völlig untergegangen ist, und es auch heute noch in Wikipedia heißt: "... auf die dort anwesenden Schüler und Lehrerinnen. Sieben Schüler und eine Referendarin erlagen noch vor Ort ...", stimmt schon nachdenklich.

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dass ich dem schwarzerschen differenzfeminismus nicht das wort rede, habe ich oben sicher deutlich gemacht.
da wäre es doch nur recht und billig, wenn wir das thema unter dem aspekt verdrehter männlichkeitsvorstellungen mal von der "anderen seite" angehen. ob dabei etwas herauskommt? man weiß es nicht.
feminismus ist der impulsgeber für genderforschung und die damit einhergehende beschäftigung mit dem phänomen verschiedener männlichkeiten, aber hatte und hat ein anderes erkenntnisinteresse.
das dürfen wir nicht durcheinander wirbeln.

ich war nur auch froh, dass endlich mal jemand das thema pointiert angeht. polemik ist mir grundsätzlich nicht fremd und darf vor dem hintergrund des aktuellen journalistischen supergaus sicher stattfinden - anders bekommt man das thema wohl auch nicht in die öffentlichkeit. mit den erfahrungen frau schwarzers wäre ich wahrscheinlich noch deutlich schlechter gelaunt, aber ein stellvertreterInnenkrieg ist natürlich immer schlecht.

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da wäre es doch nur recht und billig, wenn wir das thema unter dem aspekt verdrehter männlichkeitsvorstellungen mal von der "anderen seite" angehen.

Da sehe ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt einfach zuviele Einfallstore für Spekulation. Ich halte die Situation für zu frisch, emotional zu aufgewühlt und von zu wenigen Fakten untermauert. Eine Theoriebildung darüber, welcher Art das (Männlichkeits-)Problem des Attentäters sein mochte, finde ich derzeit nicht angebracht.

(Ich sehe z.B. im Gegensatz zu Frau Schwarzer bislang keinen Hinweis darauf, daß der Vater des Täters sich als "He-Man" geriert habe. Er besaß enorm viele Waffen und Munition, das ist Fakt. Alles andere ist eine Annahme. Vielleicht hat der Mann ja privat Fummel getragen und Judith Butler gelesen.)

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nönö, da wollen wir mal hübsch meta bleiben, das gibt genug her.
die meisten gewalthandlungen (inkl. kriegerischer auseinandersetzungen, morde und bewaffnete angriffe) finden zwischen männern statt. terrorisierung dient dazu , menschen sozial auszugrenzen [...], sich der eigenen männlichkeit zu versichern oder dies zu demonstrieren
und die beretta liegt so rum. (dann aber butler bei die fische.)

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Mal abgesehen von den brutalen Mädchen-Gangs in Neukölln und Wilhelmsburg - hieß es nicht schon von altersher, "Männer verteilen Schläge, Frauen E 605?"

Der Psychiater Franz Joseph Freisleder wird in der Süddeutschen so zitiert: "...junge Männer sind am meisten dazu prädestiniert, Aggressionsdelikte zu begehen" (Q). Im aktuellen Spiegel-Titel setzt er aber nach: "Die Rollenbilder gleichen sich an, irgendwann wird es auch Amokläuferinnen geben". (S. 33)

In Fällen eines "erweiterten Suizids" (zu denen manche den Amoklauf ja zählen) sind durchaus Frauen bekannt, die (vor der Selbsttötung) ihre Familie morden. Ich tue mich (auch aus anderen Erfahrungen) schwer damit, "Gewalt" als rein männliches Privileg zu verstehen.

Ich weiß wirklich nicht, ob diese Mann-Frau-Gewalt-Dichotomie weiterführt. Mir scheint eher die Unsicherheit der diversifizierten Rollenbilder, die "Schwammigkeit" der vorgelebten Muster ein Problem, die grundsätzliche Orientierungs- und Perspektivlosigkeit, die soziale Deprivation - vor allem für pubertierende Jungs. Aber auch diese Aspekte treffen ja wohl im aktuellen Fall nicht ausschließlich zu.

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wir reden zum großen teil schon über dasselbe.
grundsätzlich gebe ich ihnen auch recht, es ist immer eine gemengelage von motiven, die zu solchen taten führen.
(" Es führt nie nur ein Faktor zum Amoklauf", freisleder)
nur hier in diesem speziellen fall ragt das motiv "frauenhass" für mich schon heraus.

für mich ist gender losgelöst vom biologischen geschlecht, es ist genaugenommen das soziologische geschlecht.

unbestritten gibt es frauen/junge mädchen, die feststellen, dass sie auch eine patriarchalische dividende einfahren können, wenn sie "männliche" gewalt ausüben. die krone hegemonialer männlichkeit(svorstellungen, meinetwegen) ist ja existent. der he-man ist für menschen realität, auch wenn sie selber nicht (oder eben auch gar nicht) selber so aussehen und handeln.

es trifft mich bis zu einem gewissen grad auch, dass meine biologische männlichkeit einem unentrinnbaren fatalismus ausgesetzt zu sein scheint, jedoch hilft mir alleine die bennenung der abweichenden möglichkeiten nicht nur einen ausweg, sondern viele zu finden. vom default mann zum menschen, das muss tatsächlich machbar sein!
(erinnern sie mich daran, sollte ich mal wieder zotiger witzelsucht anheim fallen...)

und das meine ich oben mit "krisenanfälligkeit": geschlecht wird verhandelt, gesellschaftliche zusammenbrüche habe ihre spuren auch im geschlechterverhältnis hinterlassen.
gesellschaftliche praxis bedingt geschlechtliche praxis und eben umgekehrt.
ich habe nie behauptet, alles würde immer schlimmer werden.

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Ich kann mich gerade nicht aufraffen, die oben verlinkten Artikel zu lesen. Aber in Anbetracht der von Herrn Kid bereits erwähnten Mädchen-Gangs sowie Selbstmordattentäterinnen/Terroristinnen und Lara Croft ist es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, wann auch mal eine junge Frau Amok läuft. Vielleicht passen deren Schützenvereinsväter bislang nur noch besser auf die Knarren auf.

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hier verteilt schließlich niemand lesebefehle.

das dürfte eben die dunkle seite einer emanzipierten patriarchalen gesellschaft im kapitalismus sein. das wäre auch nicht das, wofür ich mich einsetzen würde und da liegt der denkfehler konservativer frauenrechtlerinnen.
teilhabe an dem ganzen shice? kann man doch eigentlich gar nicht wollen.

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Keine zwei Monate hat es gedauert ... Seit heute sucht die Polizei eine 16-jährige Schülerin, die einen Anschlag auf ihre Schule in St. Augustin geplant haben soll. Sie soll die Schule schon vorige Woche bedroht haben.

Heute hat sie eine andere Schülerin mit dem Messer attackiert und ihr den Daumen abgeschnitten, als die ihr zufällig auf der Schultoilette begegnete. Die Polizei fand mehrere Molotow-Cocktails.

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ja, und wenn die auch aufs spiegel-cover kommt, dann werden das noch mehr.
< zyn >die berichterstattung ist aber mau - kaum bilder und nur ein abgetrennter daumen, das flaut schnell wieder ab.

"In der Schule wurde Amokalarm ausgelöst."
demnächst in der beliebtheitsskala knapp hinter hitzefrei.
< /zyn >

inwieweit hier eine hypermaskuline vorstellung okkupiert und zur "interessenwahrnehmung" genutzt wurde, vermag ich nicht zu sagen - zu wenig bilder, sie verstehen.
ich habe das oben auch nicht ausgeschlossen, bedaure die defaultsetzung aber weiterhin heftig.

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"Tand, Tand, Ist das Gebilde von Medienhand!"
abschließende presseschau bei salamikakao

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"Steckt Gamer und Schützen in Umerziehungslager!"
polemik in der rainer'schen post

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mehr als "werben und verkaufen"
"W&V-Chefredakteur Jochen Kalka wohnt mit seiner Familie in Winnenden und schildert einen medialen Ausnahmezustand, der vieles übertüncht und manche Frage offenlässt."

http://www.wuv.de/news/medien/meldungen/2009/03/124095/index.php
http://www.wuv.de/news/medien/meldungen/2009/03/124230/index.php
http://www.wuv.de/news/medien/meldungen/2009/03/124368/index.php

besser als vieles andere
via

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gerade in der FAZ gelesen:
"...Das war schon der gebotenen Kürze wegen spannend. Denn Sandra Maischberger hielt es nicht mit Peter Scholl-Latour, der im Altherren-Geplauder über Opium-Genuss und Nahost-Problem später sagen wird, man solle doch Ereignisse wie jenes von Winnenden nicht zu einer „Riesenstory“ machen, die bloß im Interesse des Täters und allenfalls vor dem Hintergrund der Frauendominanz an den Schulen interessant sei...."

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"Diese Fem-Diskussion verkompliziert alles nur"
ein zitat aus den kommentaren von woanders (der artikel ist völlig ok), das ich mir mit billigung des verfassers golden einrahmen darf.

herrschaftsherren-geplauder allerorten.

ich will nicht ausschließen, dass ich das alles etwas zu aufgeregt angehe oder vielleicht doch zu wichtig nehme, oder. aber es liegt mir auch am herzen. demnächst wieder etwas ruhiger.

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Zu aufgeregt? Ach watt!

(Sie kommen mit wenig Schlaf aus, stimmt´s?)

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ich mach jetzt mal ein bisschen pause
(nachdenken; sachen machen; schlafen und so;-)

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"Der 17-Jährige soll "Depressionen" gehabt haben. Wir alle kennen depressive Frauen. Morden sie? Nein, höchstens sich selbst."

Allein der Spruch, von vorne bis hinten, gibt mir Gänsehaut auf eine höchst unerfreuliche Art und Weise, aus so vielen Gründen, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll..

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daran stören nicht nur sie sich, das erscheint auch mir mehr als unpassend. herr kid hat oben dankenswerterweise darauf hingewiesen, dass frau schwarzer damit "Frauen in psychiatrischer Behandlung" übersetzt (was sich mit meiner emma-leseerfahrung deckt). so macht mich das auch eher noch ratloser.
jedoch: ich mache mir mit der verlinkung den artikel keineswegs zu eigen, teile aber den impetus.

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heute vor 24 jahren
http://de.wikipedia.org/wiki/Amoklauf_an_der_Polytechnischen_Hochschule_Montr%C3%A9al_1989

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