worum es geht: konsum

Freitag, 12. Juni 2009

arcandor pasa
nun ist es dann soweit und das unwürdige gezerre nimmt kein ende. mir ist es unerklärlich, wie debatten um wirtschaftliche entscheidungen ständig so emotionalisiert werden: wenn es sich einfach nicht mehr lohnt, ein geschäft zu betreiben, dann muss man es lassen.

"wir sind ein teil von deutschland", habe ich gelesen. mag ja sein, aber das ist zum beispiel die a7 und fußpilz in schwimmbädern auch.

wo war denn der protest, als unternehmen wie horten, kaufhof, hertie, karstadt und wie sie alle hießen die innenstädte planierten und dem einzelhandel den garaus machten? woran liegt das denn, dass es jetzt nix mehr zu kaufen gibt, und nur betonwüsten bleiben, < weinerlich > "wenn der karstadt jetzt auch noch zumacht. < /weinerlich>

es tut mir aufrichtig leid um jeden menschen, der dabei seinen arbeitsplatz verliert, auf den er angewiesen ist. aber wenn nicht mal die besitzerInnen -ganz reale menschen immerhin- noch einen einzigen müden euro in den laden stecken wollen - why the fuck sollte das der staat mit dem steuergeld seiner einwohnerinnen tun?

und glauben sie mir: ich bin zutieftst verstört, dass der schmierige wirtschaftsministerfuzzi, der nur via ordre de mufti tätig wird, und ich einer meinung sind.

das betreiben von großkaufhäusern gehört meines erachtens nur sehr begrenzt zur staatlichen daseinsfürsorge: ich war seit jahren nicht mehr dort um etwas zu kaufen.
das heißt: ich war schon dort, aber alles, was ich haben will, das krieg ich dort nicht, und was ich kriegen kann, das gefällt mir nicht.
oder ich bekomme es woanders auch, im besten fall sogar günstiger (und zwar nicht im internet, dort "einzukaufen" finde ich meistens ausgesprochen öde).

dieses konzept hatte sicher mal seine berechtigung, sogar ich habe dort vor wut über den unverschämten service bei satanhansa für fünfhundert dm mehr ein notebook gekauft. (allerdings dann 15% unter preisschild, der verkäufer war hinterher ganz fertig, mit einem solchen teppichhändler hatte er nicht gerechnet.) aber auch meine erinnerung macht heute aus der resterampe kein grand magasin.

niemand braucht diese stadtverödungsmaschinen, die unaufhörlich immer weiteren schrott in arglose haushalte verklappen.

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die überschrift habe ich mir von erasmus von meppen ausgeliehen.
ich bin pfleglich mit ihr umgegangen und gebe sie hiermit unbeschadet zurück.

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Sie vergaßen auf die Selbstbedienung bzw. auf die Herunterwirtschaftung von solchen ernannten "Rettungsmanagern" hinzuweisen, die so ein Unternehmen innerhalb von wenigen Jahren herunterwirtschaften, das Tafelsilber verscherbeln, daran profitieren, ihr Versagen als Erfolg verkaufen, die Abfindung kassieren und ab durch die Mitte...
Und letztlich auch noch die Lethargie der Eigentümer, die zwar deutlich ihr Vermögen reduziert haben, aber ab irgendeinem Punkt das ganze dann untätig vor die Wand fahren lassen, um noch ihren Status (zwar nicht mehr unter deutschlands Top 10, aber immer noch Multimillionär) zuretten.
Und letztlich werden nun die Betonburgen in den Städten nicht durch die aus der Erde auferstehenden Stadthäuser, Gründerzeitvillen oder Fachwerkhäuser verdrängt werden, die man in den 60er und 70er Jahren dafür abgerissen hat.

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Ich denke, Monopixel sieht das völlig richtig. Ich habe sieben Jahre in diesem Konzern gearbeitet, und dass das zum Teil ein riesiger Saftladen ist, stimmt sicher. Das gilt aber für viele Konzerne, die aufgrund ihrer Größe strukturell Behörden ähneln und dem Parkinsonschen Gesetz unterliegen, mit der Folge, dass immer die größten Knallköpfe das Sagen haben.
Trotz allem wäre selbst so eine lahme Ente wie Karstadt nicht so sehr ins Schlingern geraten und gestolpert, wenn u.a. "Rettungsmanager" wie Wolfgang Urban und Thomas Middelhoff nicht mit haarsträubender Expansionspolitik und skandalösen Mietverträgen mit Oppenheim-Esch aktiv zum Untergang beigetragen hätten.
Insofern ist die Insolvenz vielleicht tatsächlich eine Chance, denn ein Insolvenzverwalter agiert ganz anders als die Kungelbrüder zuvor.

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Exakt passende dazu der heutige SPON-Aufmacher.

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sie haben natürlich beide recht
ich hab den text schnell geschrieben, weil mir diese schmierige emotionalisierung so auf den geist ging.
das heute eröffnete ermittlungsverfahren gegen middelhoff empfinde ich als guten anfang...

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Hier Marginalie,
aber nicht unbedeutend: Für problematisch halte ich – und das dürfte entscheidend zum Niedergang der Kaufhauskultur beigetragen haben – die neue Version: Shopping Center (Sargnagelschmiede am Montag) ...

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karstadt durch eine mall zu ersetzen rettet nichts, stimmt wohl.
in osteuropäischen städten gibt es genau den gleichen mist, obwohl es karstadt dort nie gegeben hat...

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Weinerlich
Sie haben sicher recht. Trotzdem gibt es bei mir so ein Gefühl des Bedauerns. Schließlich gab es den Laden ja schon immer. ;-). Und außerdem bin ich so ein Kaufhauskäufer. Im Gegensatz zu Ihnen. Aber laut FTD macht K. ja Gewinne. Das wird also vielleicht noch. Obwohl es hier im Dorf eigentlich eh wurscht ist. Gibt ja genug von den Dingern.

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"symbolische besetzung"
das ist wohl tatsaechlich geschmackssache. aber sie haben recht: im dorf bleibt man wirklich nicht unversorgt...

was mich echt aufregt:
07.06.09 15:00 - SVZ.de
Karstadt-Stammhaus Wismar symbolisch besetzt
Wismar (dpa/mv) - Im Ringen um staatliche Hilfen für ihren Mutterkonzern Arcandor haben...
warum zur hoelle "symbolisch"?
(und warum fuer staatshilfen?!)
dabei koennte man es doch gerade in einem warenhaus etwas laenger aushalten!
und das wismarer haus ist im gegensatz zu manch anderen auch noch ganz huebsch...

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Würde auch empfehlen, mal ein bisschen kräftiger auf den Putz zu hauen. Aber auf uns hört ja keiner ...

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ich habe ja unlängst in das gleiche horn gestossen, bitte aber bei all der diskussion um die beteiligung der eigentümer zu beachten, dass eine beteiligung auf über 30% nach dem "Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz" zu einem pflichtangebot an alle anderen aktionäre bedeutet hätte. und das hätte sehr teuer werden können. sal. oppenheim ist bereits mit 28,6%, frau schickedanz mit 26,7% beteiligt, eine erhöhung ist also nicht so ohne weiteres möglich, wie man sich das so landläufig manchmal vorstellt.

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na gut, dann gebe ich offen zu:
davon verstehe ich so gut wie nichts.
also von aktienbeteiligungen.

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