Montag, 10. Juli 2017
worum es geht: polit
dies irae
vert, 13:52h
so, nun sind die festspiele vorbei. ich habe ein ganzes sehr langes wochenende lang einiges gesehen und angehört und gelesen. einiges davon war interessant, vieles davon war erstaunlich blöd.
auch deswegen habe ich auf meinen händen gesessen - meinungen gibt es ja nun wirklich ausreichend. am ende hat man sich schon gewünscht, einfach ab und zu ein katzenvideo zu sehen.
1000gestalten
nun denn, es bleiben halt so einige fragen:
- warum die lustvoll von der hamburger presse herbeigeschriebenen und von der polizei angekündigten 8000 militanten linksextremistischen schwarzer-block-autonomen (hier begrifflichkeiten beliebig tauschen) als drohkulisse nicht ausgereicht haben, um dann letztlich auf etwa 1000 aus dem spektrum vorbereitet zu sein? mit erstmal 19000 einsatzkräften?
- warum man eigentlich unbedingt mit der begründung, camps seien brutstätten der gewalt, verhindern wollte, dass die leute irgendwo schlafen und daher camps verbietet (und auch so weit geht, trotz anderslautender gerichtsurteile zu räumen - bis die einen anmelder aufgeben). das gegenteil ist richtig: wenn es keinen raum zum austausch über aktion und aktionskonsens gibt, kann man frei flottierende gruppen mit eventdrang nicht mehr einfangen. was man ja jetzt ausschweifend hat bewundern dürfen.
camp am volkspark, mittwoch. man las oft "antikapitalistisch" und am eingang gab's erstmal 3 merch-stände;-)
- warum karoviertel und schanze großflächig gesichert wurden, gullideckel abgeklebt, usw., aber so gerüste an den häusern eingang schulterblatt sicherheitsmäßig voll in ordnung gingen?
- wie man innerhalb von 10 minuten am fischmarkt die autonome demo auseinanderknüppeln kann (und sich dann wundert, dass kleingruppen durch die stadt ziehen), aber es nicht hinbekommt innerhalb von vier stunden 200-400 besoffene oder weitergehend substanzbefeuerte handykids mit bunten klamotten mit dolce&gabbana-aufdruck, die sich gegenseitig beim scheißebauen filmen, einzusammeln. (dann hätte der harte randalekern vielleicht nicht so ein schönes ablenkungsmanöver gehabt)
- wie man als polizei dabei offensichtlich nicht zum spektrum gehörende personen großzügig mit wasser und tränengas ausstattet und auch abgeordnete der bürgerschaft robust versorgt ("f*tze")
urlaubsfotos
- warum erst russia today und dann einen tag spätern-tvn24 (wieviele panzerdokus man dafür canceln musste!!) tatsächlich die einzigen sender sind, die live irgendwas berichtet haben
- wie n-tv konsequent vom randalierenden schwarzen block sprechen kann, während man zeitgleich sieht, dass es irgendwelche mdma-druffis im weißen freizeitshirt sind
- wie dieser "journalismus" wahrscheinlich einer der schlimmsten unfälle werden konnte, die ich je gesehen habe - es ist furchtbar, aber man guckt doch: irgendwelche random people (meistens in irgendeiner weise berauscht) werden vor die kamera gezerrt und sollen sachen sagen ...und sagen dann sowas wie "es war einfach der holocaust". oder sollen echt gute fragen beantworten: "wie hoch ist denn das konfliktpotential?" - nun, wie hoch ist denn so ein gerüst? 15 meter vielleicht?
- wie man offenbar derartig selber erschrocken ist über den dystopischen sek-einsatz, dass man leider journalisten treten und vermöbeln muss, um ihnen dann schnell die akkreditierung wegzunehmen
schröderstiftstraße
- wie dreißig hansel in der neuen großen bergstraße rund um ikea ladenfronten zerstören und danach noch die max-brauer-allee runter ganze rudel voller autos anstecken können, während zeitgleich eine hundertschaft mit mps brav den bahnhof altona direkt nebenan bewacht...
- warum man nicht bemerkt, dass auf dächern etwas vorbereitet wird, wenn tage vorher 24/7 zeitgleich drei hubschrauber darüber stehn - diese ahnungslosigkeit verblüfft dann doch.
einsatzleitung, G 20tausend bier für uns holen. bitte.
- wie die polizei eine "neue dimension der gewalt" konstatieren kann, ohne je den hyperraum erreicht zu haben (in meiner welt hab ich schon schlimmeres gesehen, und die meisten bilder davon sind schwarzweiß.)
isjahammerhamerhart - beginner
- wie die eumel aus der flora erst die backen aufblasen und jetzt die nimbys geben. schon scheiße, wenn man hölle bestellt und die dann in echt geliefert wird - aber leider nicht ganz so aussieht, wie man sich das vorgestellt hat. schlimmes zalandoproblem aber auch.
- wie man im bürgerlichen umfeld letztlich mit DREI demos dasteht, nur weil attac und campact hier von anfang an den schwanzvergleich machen mussten. (glückwunsch!) - und warum man jetzt kaum noch über die inhalte des gipfels spricht, wo die reichsten über die ärmsten sprechen, ohne, dass jemand von ihnen dabei ist.
"leaders" asleep, wakeupcall by fritz
- wie man im ernst die frage stellen kann (fdp-politiker, european), was wohl gewesen wäre wenn das nun nazis oder rechte gewesen wären! da messe man doch mit zweierlei maß!!?
nun, da kann ich ausschnittsweise weiterhelfen:
- nach den ausschreitungen in rostock-lichtenhagen wurde art.16 gg geändert,
- in heidenau kamen nach einigen tagen randale politiker*innen, um mit den "besorgten bürgern" zu sprechen und
- die organisierte verwüstung des leipziger stadtteils connewitz letztes jahr hat man dann wegen der spärlichen berichterstattung womöglich überhaupt gar nicht mitbekommen...
dass dann am samstag abend auch noch nazis aufm kiez angefangen haben leute anzugreifen, die sie für linke hielten, macht es schön rund.
- wie der kanzleramtsminister behaupten kann, der "linksextreme terror" sei so schlimm wie der nsu und der lkw im berliner weihnachtsmarkt. oder enthauptungen und der elfte september
hier schreib ich lieber nix drunter
- wie sich soviele leute, die vorgeblich gegen gewalt sind, jetzt in gewaltfantasien ergehen können, was mit dem asozialen linksgrünverschwulten autonomenpack passieren sollte #kopfschuss
- wie die berichterstattung die menschen glauben macht, dass die stadt neu aufgebaut werden muss. und warum letzlich zwar dramatische bilder entstanden sind, aber niemand so weiß, dass die aus drei von 104 hamburger stadtteilen kamen und zeitlich doch sehr begrenzt waren. den rest der zeit haben da auch leute in der sonne eis gegessen und kinder gespielt (die sich versteckt haben, wenn die cops durch sind)
schulterblatt, sonntag
- wie die eppendorfer*innen am sonntag auf die idee kommen, die schanze mal so richtig auf vordermann zu bringen und uralte graffiti wegmachen, damit's hier endlich so schön ist wie bei onkel heinz im partykeller. es wird ganze arbeit mehrerer writercrews benötigen, um die schanze wieder in einen akzeptablen zustand zu versetzen.
- wie die drei abgezählten tage hamburger hochsommer und dieser g20-unsinn zusammenfallen fallen können... really?!
andererseits: bei der #bullenhitze auf dem balkon vom rotorschlag der helikopter gekühlt zu werden - läuft soweit.
freitag nacht, freitag abend
am ende kann man jetzt nur glücklich sein, wenn nicht herauskommt, dass das alles eine große werbekampagne für die "fahrradstadt hamburg" war: die charmante colourful mass, die durch nahezu alle bereiche mit versammlungsverbot klingelte, war eine halbe stunde lang. und ich hab zumindest bilder von mitten unter der sternbrücke in vier leere straßenrichtungen. das war gut, das machen wir wieder. wann war nochmal nicht olympia?
edit: weitere offene fragen
auch deswegen habe ich auf meinen händen gesessen - meinungen gibt es ja nun wirklich ausreichend. am ende hat man sich schon gewünscht, einfach ab und zu ein katzenvideo zu sehen.
1000gestalten
nun denn, es bleiben halt so einige fragen:
- warum die lustvoll von der hamburger presse herbeigeschriebenen und von der polizei angekündigten 8000 militanten linksextremistischen schwarzer-block-autonomen (hier begrifflichkeiten beliebig tauschen) als drohkulisse nicht ausgereicht haben, um dann letztlich auf etwa 1000 aus dem spektrum vorbereitet zu sein? mit erstmal 19000 einsatzkräften?
- warum man eigentlich unbedingt mit der begründung, camps seien brutstätten der gewalt, verhindern wollte, dass die leute irgendwo schlafen und daher camps verbietet (und auch so weit geht, trotz anderslautender gerichtsurteile zu räumen - bis die einen anmelder aufgeben). das gegenteil ist richtig: wenn es keinen raum zum austausch über aktion und aktionskonsens gibt, kann man frei flottierende gruppen mit eventdrang nicht mehr einfangen. was man ja jetzt ausschweifend hat bewundern dürfen.
camp am volkspark, mittwoch. man las oft "antikapitalistisch" und am eingang gab's erstmal 3 merch-stände;-)
- warum karoviertel und schanze großflächig gesichert wurden, gullideckel abgeklebt, usw., aber so gerüste an den häusern eingang schulterblatt sicherheitsmäßig voll in ordnung gingen?
- wie man innerhalb von 10 minuten am fischmarkt die autonome demo auseinanderknüppeln kann (und sich dann wundert, dass kleingruppen durch die stadt ziehen), aber es nicht hinbekommt innerhalb von vier stunden 200-400 besoffene oder weitergehend substanzbefeuerte handykids mit bunten klamotten mit dolce&gabbana-aufdruck, die sich gegenseitig beim scheißebauen filmen, einzusammeln. (dann hätte der harte randalekern vielleicht nicht so ein schönes ablenkungsmanöver gehabt)
- wie man als polizei dabei offensichtlich nicht zum spektrum gehörende personen großzügig mit wasser und tränengas ausstattet und auch abgeordnete der bürgerschaft robust versorgt ("f*tze")
urlaubsfotos
- warum erst russia today und dann einen tag später
- wie n-tv konsequent vom randalierenden schwarzen block sprechen kann, während man zeitgleich sieht, dass es irgendwelche mdma-druffis im weißen freizeitshirt sind
- wie dieser "journalismus" wahrscheinlich einer der schlimmsten unfälle werden konnte, die ich je gesehen habe - es ist furchtbar, aber man guckt doch: irgendwelche random people (meistens in irgendeiner weise berauscht) werden vor die kamera gezerrt und sollen sachen sagen ...und sagen dann sowas wie "es war einfach der holocaust". oder sollen echt gute fragen beantworten: "wie hoch ist denn das konfliktpotential?" - nun, wie hoch ist denn so ein gerüst? 15 meter vielleicht?
- wie man offenbar derartig selber erschrocken ist über den dystopischen sek-einsatz, dass man leider journalisten treten und vermöbeln muss, um ihnen dann schnell die akkreditierung wegzunehmen
schröderstiftstraße
- wie dreißig hansel in der neuen großen bergstraße rund um ikea ladenfronten zerstören und danach noch die max-brauer-allee runter ganze rudel voller autos anstecken können, während zeitgleich eine hundertschaft mit mps brav den bahnhof altona direkt nebenan bewacht...
- warum man nicht bemerkt, dass auf dächern etwas vorbereitet wird, wenn tage vorher 24/7 zeitgleich drei hubschrauber darüber stehn - diese ahnungslosigkeit verblüfft dann doch.
einsatzleitung, G 20tausend bier für uns holen. bitte.
- wie die polizei eine "neue dimension der gewalt" konstatieren kann, ohne je den hyperraum erreicht zu haben (in meiner welt hab ich schon schlimmeres gesehen, und die meisten bilder davon sind schwarzweiß.)
isjahammerhamerhart - beginner
- wie die eumel aus der flora erst die backen aufblasen und jetzt die nimbys geben. schon scheiße, wenn man hölle bestellt und die dann in echt geliefert wird - aber leider nicht ganz so aussieht, wie man sich das vorgestellt hat. schlimmes zalandoproblem aber auch.
- wie man im bürgerlichen umfeld letztlich mit DREI demos dasteht, nur weil attac und campact hier von anfang an den schwanzvergleich machen mussten. (glückwunsch!) - und warum man jetzt kaum noch über die inhalte des gipfels spricht, wo die reichsten über die ärmsten sprechen, ohne, dass jemand von ihnen dabei ist.
"leaders" asleep, wakeupcall by fritz
- wie man im ernst die frage stellen kann (fdp-politiker, european), was wohl gewesen wäre wenn das nun nazis oder rechte gewesen wären! da messe man doch mit zweierlei maß!!?
nun, da kann ich ausschnittsweise weiterhelfen:
- nach den ausschreitungen in rostock-lichtenhagen wurde art.16 gg geändert,
- in heidenau kamen nach einigen tagen randale politiker*innen, um mit den "besorgten bürgern" zu sprechen und
- die organisierte verwüstung des leipziger stadtteils connewitz letztes jahr hat man dann wegen der spärlichen berichterstattung womöglich überhaupt gar nicht mitbekommen...
dass dann am samstag abend auch noch nazis aufm kiez angefangen haben leute anzugreifen, die sie für linke hielten, macht es schön rund.
- wie der kanzleramtsminister behaupten kann, der "linksextreme terror" sei so schlimm wie der nsu und der lkw im berliner weihnachtsmarkt. oder enthauptungen und der elfte september
hier schreib ich lieber nix drunter
- wie sich soviele leute, die vorgeblich gegen gewalt sind, jetzt in gewaltfantasien ergehen können, was mit dem asozialen linksgrünverschwulten autonomenpack passieren sollte #kopfschuss
- wie die berichterstattung die menschen glauben macht, dass die stadt neu aufgebaut werden muss. und warum letzlich zwar dramatische bilder entstanden sind, aber niemand so weiß, dass die aus drei von 104 hamburger stadtteilen kamen und zeitlich doch sehr begrenzt waren. den rest der zeit haben da auch leute in der sonne eis gegessen und kinder gespielt (die sich versteckt haben, wenn die cops durch sind)
schulterblatt, sonntag
- wie die eppendorfer*innen am sonntag auf die idee kommen, die schanze mal so richtig auf vordermann zu bringen und uralte graffiti wegmachen, damit's hier endlich so schön ist wie bei onkel heinz im partykeller. es wird ganze arbeit mehrerer writercrews benötigen, um die schanze wieder in einen akzeptablen zustand zu versetzen.
- wie die drei abgezählten tage hamburger hochsommer und dieser g20-unsinn zusammenfallen fallen können... really?!
andererseits: bei der #bullenhitze auf dem balkon vom rotorschlag der helikopter gekühlt zu werden - läuft soweit.
freitag nacht, freitag abend
am ende kann man jetzt nur glücklich sein, wenn nicht herauskommt, dass das alles eine große werbekampagne für die "fahrradstadt hamburg" war: die charmante colourful mass, die durch nahezu alle bereiche mit versammlungsverbot klingelte, war eine halbe stunde lang. und ich hab zumindest bilder von mitten unter der sternbrücke in vier leere straßenrichtungen. das war gut, das machen wir wieder. wann war nochmal nicht olympia?
edit: weitere offene fragen
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Mittwoch, 15. März 2017
worum es geht: polit
axe des nixgut
vert, 01:52h
es gibt von der aktuellen türkei schon seit jahrzehnten eine comicvorlage. erdogan spielt einfach gleich zwei charaktere gleichzeitig, den kalifen UND den großwesir! sehr bemerkenswert.
ISNOGUD ist auch heute noch ein sehr guter name für sultanat, sultaninen und was da alles so dran hängt.
wenn die lokale krawallpostille kurz titanicniveau erreicht.
weiter mit musik.
ISNOGUD ist auch heute noch ein sehr guter name für sultanat, sultaninen und was da alles so dran hängt.
wenn die lokale krawallpostille kurz titanicniveau erreicht.
weiter mit musik.
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Mittwoch, 9. November 2016
worum es geht: polit
the chosen one
vert, 20:20h
da stehe ich auf heute und denke mir so: die welt war ja schon vorher für viele kein schöner ort und wäre mit hillary clinton wahrscheinlich auch nicht besser geworden, aber das musste ja nun auch wieder nicht sein.
wer hätte mal gedacht, dass schon vor dem frühstück der moment gekommen sein könnte, an dem man sich plötzlich nach george w. bush zurückksehnen würde.
es gab da diesen sowjetischen oberstleutnant petrov, der seinerzeit den atomaren vergeltungsschlag NICHT ausgelöst hat, weil es ein fehlalarm hätte sein können (was es dann auch war). ich würde diesen mann in den usa gerne bekannter machen.
wer hätte mal gedacht, dass schon vor dem frühstück der moment gekommen sein könnte, an dem man sich plötzlich nach george w. bush zurückksehnen würde.
es gab da diesen sowjetischen oberstleutnant petrov, der seinerzeit den atomaren vergeltungsschlag NICHT ausgelöst hat, weil es ein fehlalarm hätte sein können (was es dann auch war). ich würde diesen mann in den usa gerne bekannter machen.
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Montag, 22. Dezember 2014
worum es geht: polit
weißes rauschen/white noise
vert, 03:30h
die parallelgesellschaft der extremistischen mitte
was mir bis auf weiteres unerklärlich bleibt: warum wird eigentlich allen medien, politiker*innen, personen des öffentlichen lebens usw. das verbreiten von märchen unterstellt - und stattdessen glaubt man gleichzeitig völlig unüberprüft alles, was an irgendeiner serverecke im internet steht?es gibt ja zweifellos gute gründe, nicht alles zu glauben, was in der zeitung steht (oder im fernsehen kommt). nur: da könnte man dann auch ganz andere fragen stellen, als die nach der rettung des abendlandes (durch selbsternannte "europäische patrioten". gegen "islamisierung".)
wie wärs denn mit der umverteilung von unten nach oben, hier als aalglatter neoliberalismus, in anderen teilen der welt als brutaler kapitalismus - und beide geben gepflegt einen fick auf die menschen, die damit leben müssen. das sind keine höheren mächte, sondern gier und egoismus und ein unmenschliches wirtschaftssystem, das mit sozialer marktwirtschaft schon lange nix mehr zu tun hat und wohl locker zwanzig prozent der hiesigen bevölkerung dauerhaft abhängen wird.
follow the money, dann muss man sich auch nicht über nebenwidersprüche streiten. dass pegedöns dabei den fokus auf flüchtlinge, integration und dergleichen richtet, ist mehr als unanständig. DAS verschleiert nämlich den blick aufs wesentliche. und deswegen sind auch soviele leute (ich zum beispiel) sauer auf die bagage. da marschiert nämlich nicht der vielbeschworene "deutsche, der endlich aufgewacht ist" und sondern der ebenfalls oftmals inkriminierte "schlafmichel" - nur dass er sich dabei seine mütze noch bis zum kinn gezogen hat (oh, da ist mir grad ein link ausgerutscht).
was in diesem zusammenhang auch idiotisch ist: (im besten fall) hilflose und dennoch vollständig unbegründbare zuschreibungen in irgendwelche milieus - dazu habe ich tatsächlich noch kein einziges schlaues wort gelesen. dafür aber viele dumme. der versuch, die leute mit sozialer distinktion abzuwerten, ist ausgesprochen ekelig und trifft auch nicht den kern der chronischen und beratungsresistenten uninformiertheit, die nun wirklich kein privileg bildungsferner schichten ist.
aber letztlich fragt man sich doch: what? islamisierung? kampf der kulturen? werden hier eigentlich sündenböcke für was ganz anderes gesucht? merkt ihr noch was?
und ich finde, dass man - wenn man sich mit ein paar tausend leuten auf die straße stellt und auf andere leute zeigt - auch die verdammte pflicht hat, sich solchen fragen zu stellen. aber wenn man nix hören, sehen und sagen will (siehe oben: schlafmütze) dann bleibt man - womöglich auch sich selbst - die antwort schuldig. aber eins ist man dann nicht mehr: ein opfer der verhältnisse.
es ist auch ein kampf um historische wahrheiten: menschen sind 1989 mit dem slogan „wir sind das volk“ auf die straße gegangen und haben sich gegen die mächtigen gewehrt, sie haben dafür prügel, gesellschaftliche randständigkeit und gefängnis in kauf genommen. jetzt gehen leute mit dem selben spruch auf die straße und wehren sich gegen die schwachen. sie werden nicht verprügelt, sie kommen nicht ins gefängnis und wähnen sich als mitte der gesellschaft (stimmt vielleicht sogar. war mir immer schon verdächtig.) da kotz ich halt im strahl.
dass da 15k menschen mit den inhalten "wir sind das volk" rufen und sich damit unrechtmäßig das historische erbe aneignen ist höchstgradig unappetitlich.
diese fünzehntausend haben _nichts_ zu befürchten, bis auf eventuell: eine andere meinung. schon die können sie oftmals nicht aushalten. sie sind nicht fähig oder bereit zu erfassen, dass ihr handeln konsequenzen hat und sie diese tragen müssen. genau das, was sie von anderen menschen lautstark einfordern.
das absurde ist auch: es gab und gibt tatsächlich staatliche repression, menschen werden überwacht, ihnen werden die wohnungen durchsucht, ihre telefone werden abgehört (die klassischen obstruktionsmaßnahmen), sie lassen sich auf demos verprügeln oder lebensgefährlich verletzen. ihre meinungsäußerung wird oft genug einer politischen justiz unterworfen und dann bestenfalls mit repressiver toleranz verkleistert. interessanterweise habe ich da noch nie gehört, dass die extremistische mitte in diesem fall bereit gewesen wäre, einer freien gesellschaft das wort zu reden. und diese "patriotischen europäer" haben dazu ebenfalls nichts beizutragen. ihr impetus ist besitzstandswahrung und paranoia. und sie lassen sich in ihrer relativen deprivation bereitwillig lenken.
es ist übrigens ein alter denkfehler der linken bewegungstheorie, dass soziale bewegungen immer emanzipatorisch und fortschrittlich sind. letztlich war der ns auch eine. (*tusch!*;-) und deswegen sprechen querfrontstrategen wie elsässer bei der alten friedensbewegung. da muss ich leider ein bisschen weinen. aber wundern tut es mich nicht.*
jede "mitte" ist definiert durch ihre ränder und ich bezweifle (übrigens nicht völlig allein) dass diese "mitte" definitorisch größer ist als die nichtmitte. sich aus fünfzehntausend demoteilnehmer*innen eine "mehrheit der deutschen" herbeizufantasieren ist maximal abenteuerlich - jeder studiprotest bringt in seinen hochzeiten mehr auf die straße, und das im zuverlässigen schweinzyklus von drei bis fünf jahren...
erst wenn man bereit ist anzuerkennen, dass das system gesellschaft aus mehr als "drinnen oder draußen" besteht, wird man verstehen können, wie sich metasysteme konstituieren und entwickeln (huch. ich bin ein luhmannist geworden auf meine alten tage!).
es gibt ja durchaus einen analytischen bezugsrahmen für das, was da grad passiert. und wenn ich mir das framing anschaue, gefällt mir das _begründet_ nicht.
ich lasse mir auch durch den wie eine monstranz verehrten antiintellektualismus dieser leute meinen über jahre erarbeiteten gehirninhalt nicht mit gefühlter politik ersetzen. da wäre ich ja blöd.
die schwafelei von der zensur der mächtigen: krasse hallus - andere müssen für solche pilze viel geld bezahlen. das thema ist überall in den medien, egal welchen, es wird breit gesellschaftlich diskutiert - in diesem zusammenhang ein verschweigen herbeizuhalluzinieren, dafür bedarf es schon einer sehr eigenen wahrnehmung. die meisten haben dagegen nicht den hauch einer ahnung, was „meinungsfreiheit“ überhaupt ist: sie meinen da so vor sich hin und die anderen sollen das dann akzeptieren. diskussion als einbahnstraße, jetzt sei doch mal still, wenn du mit mir redest...
darin sind die leute übrigens den von ihnen verhassten „system-“ und „mainstreammedien“ und der „lügenpresse“ in der funktionsweise recht ähnlich.
ein problem des deutschen(?) journalismus ist eher, dass viele leute - quer durch alle politischen ansichten - nur das lesen wollen, was sie eh schon denken. das ist natürlich furchtbar langweilig und macht im schlechtesten fall auch langweiligen journalismus.
klar gibt es ihn, den schlechten und bösartigen tendenzjournalismus, wie gelegentlich beim mir von herzen verhassten spon. trotzdem anerkenne ich, dass es auch dort pluralistischen journalismus gibt, guten und schlechten, welchen, dessen grundaussage ich mehr und welchen, dem ich weniger zuneige. der idee, dass es dort umfassend eine hidden agenda gibt, die uns allen "die wahrheit" (und wenn ja, welche? es existieren da ja alle möglichen ideen!) vorenthält, verfallen wohl nur leute, die ihre eigene wahrheit verkaufen müssen und denen kein besseres marketing einfällt. obwohl: das marketing ist gut (weil erfolgreich), aber es ist halt letztlich nur virale reklame - die allerdings dazu angetan ist, das gesellschaftliche klima zu vergiften. achja, die springerpresse gibt’s ja auch noch. aber die ist offenbar irgendwie ok, da wird ja auch fröhlich herumgebrodert.
es gibt genug alternatives infomaterial und indipendentmedien neben den "leitmedien", aber das mag wohl niemand lesen. aber kopp&co. das ist sehr traurig. i want to believe.
oft gibt es mehrere wahrheiten. vielleicht weiß man es manchmal nicht, das muss man lernen auszuhalten. aber statt der einen fragwürdigen gleich der anderen noch bekloppteren idee hinterherzulaufen: also ich weiß ja nicht.
eine onlinediskussion mit den akteur*innen ist nur sehr schwer möglich, wenn man nur mit einschlägigen links zugerotzt wird - damit ist der diskurs dann vorgegeben und ruckzuck findet man sich in einer absurden exegese über jebsens kalenderspruchweisheiten wieder. ein hingeworfener link ersetzt keine debatte und keinen eigenen gedanken. das scheint mir das schwierigste daran: menschen zum eigenen denken zu animieren – ich weiß nicht, ob ich die kraft habe, vor allen dingen, wenn es sich um durch links aus dem kopp-verlag (u. dergl.) erleuchtete menschenkinder handelt. ich hab verständnis dafür, dass die klassischen grünlinksversifften gutmenschen sich da auch mal fassungslos ausklinken - niemand wird gern in einen hermetischen strudel aus irrsinn gerissen.
wie im kommentarbereich von zeitungen ausgeteilt wird: sowas kann man ja wohl nicht politische debatte nennen.
oder auf facebook, wo einen in kürzester zeit hasstiraden verfolgen (lesen sie mal die kommentare unter einem post von cem özdemir, wenn er ein privates bild seiner eltern aus den sechziger jahren vor einem weihnachtsbaum postet, versehen mit einem milden spott gegenüber leuten, die vor diesen eltern angst hatten oder noch haben ...oder irgendeinem post von ihm. das geht so nicht. und ich mag den nicht mal besonders.)
und alles in dieser repetitiven und formelhaften maschinensprache, die ich nur aus politsekten kenne, hier häufig durchsetzt mit vokabular der extremen rechten. mag ja unbewusst sein, zeigt aber ganz schön die anschlussfähigkeit dieser „bewegung“. und das müde selbstviktimisierungsablenkungsmanöver, sich als verfolgte darzustellen, nur weil man „als deutscher mal was sagt, ist man gleich nazi!“, gleich gefolgt von der "ich bin kein nazi, aber"-argumentation. ein großes mimimi, die wohl weinerlichste aller massenbewegungen. da muss man sich schon große mühe geben, nicht die contenance zu verlieren, wenn man sich als kommentator*in dazu gesellt.
es bleibt dabei: dumm ist, wer dummes sagt. nazi ist, wer. eben.
woanders als bei blogger.de würd ich das hier gar nicht ins netz schreiben wollen (diese debatte hier nebenan bildet den anstoß und das gerüst dieser überlegungen).
letztlich muss ich der ganzen debatte dankbar sein.
sie hilft mir, mich zu erinnern.
falls jetzt demnächst zufällig die asylgesetzgebung verschärft werden sollte, können sie ja auch mal dran denken.
edit: linkfixing und ein paar redaktionelle änderungen (wahllos vergessene kommata verteilen)
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Sonntag, 9. November 2014
worum es geht: polit
die cdu als geschichtswerkstatt
vert, 19:58h
wie rührend.
hier groß
den größten elchkritikern auf diesem erdenrund ist neulich aufgefallen, dass sie nach einem vierteljahrhundert in einem ostdeutschen bundesland die macht verlieren werden, unter anderem an die linkspartei. da wird dann schonmal die kommunistische apokalypse beschworen. klar, ist ja auch kein wunder bei all den stasi-spitzeln und... wait, what?
diese partei, deren jetzige erfolgreiche funktionsträgerInnen gerne auch schonmal politische karriere in der ddr gemacht hatten, erlaubt sich echt, das nach einem vierteljahrhundert mit schnappatmung vorzutragen?
ein gewisser generalsekretär ist der meinung, dass sei jetzt auch mal aufgearbeitet und fordert mit dem hinweis auf die existenz dieser von der KAS eher mäßig liebevoll zusammengeklöppelten liste die einseitige schlussstrichdebatte, also natürlich nur für die ost-cdu.
der forschungszeitraum der dort aufgeführten - wahrlich nicht umfangreichen - schriften (~100) mit zeitangaben beschränkt sich auffällig auf einen zeitraum von 1945 bis spätestens in die sechziger (~45-> cdu als stalinistisches opfer) und beginnt dann wieder 1989 (~15 -> wo es wieder was zu feiern gibt). ein großer teil des rests sind lexika, allgemeine nachschlagewerke, biographien(!) und überblicke ohne zeitangabe. mit dieser forschungslücke würde ich nicht so hausieren gehen. zumindest "aufgearbeitet" ist in diesem zusammenhang maßlos übertrieben.
und heute demonstrieren ja auch cdu, afd, npd und nazis so allgemein mal mit fackelmärschen gegen die neue thüringische r2g-landesregierung. sehr gelungene aktion, glückwunsch. vielleicht kann man ja noch gemeinsam ein paar scheiben einschmeißen.
"damit wir die Deutsche Geschichte weitergeben"
und jetzt instrumentalisiert die cdu die deutsche einheit auch noch für eine ...spendenkampagne?!? wie unsäglich peinlich.
schnell hände desinfizieren.
hier groß
den größten elchkritikern auf diesem erdenrund ist neulich aufgefallen, dass sie nach einem vierteljahrhundert in einem ostdeutschen bundesland die macht verlieren werden, unter anderem an die linkspartei. da wird dann schonmal die kommunistische apokalypse beschworen. klar, ist ja auch kein wunder bei all den stasi-spitzeln und... wait, what?
diese partei, deren jetzige erfolgreiche funktionsträgerInnen gerne auch schonmal politische karriere in der ddr gemacht hatten, erlaubt sich echt, das nach einem vierteljahrhundert mit schnappatmung vorzutragen?
ein gewisser generalsekretär ist der meinung, dass sei jetzt auch mal aufgearbeitet und fordert mit dem hinweis auf die existenz dieser von der KAS eher mäßig liebevoll zusammengeklöppelten liste die einseitige schlussstrichdebatte, also natürlich nur für die ost-cdu.
der forschungszeitraum der dort aufgeführten - wahrlich nicht umfangreichen - schriften (~100) mit zeitangaben beschränkt sich auffällig auf einen zeitraum von 1945 bis spätestens in die sechziger (~45-> cdu als stalinistisches opfer) und beginnt dann wieder 1989 (~15 -> wo es wieder was zu feiern gibt). ein großer teil des rests sind lexika, allgemeine nachschlagewerke, biographien(!) und überblicke ohne zeitangabe. mit dieser forschungslücke würde ich nicht so hausieren gehen. zumindest "aufgearbeitet" ist in diesem zusammenhang maßlos übertrieben.
und heute demonstrieren ja auch cdu, afd, npd und nazis so allgemein mal mit fackelmärschen gegen die neue thüringische r2g-landesregierung. sehr gelungene aktion, glückwunsch. vielleicht kann man ja noch gemeinsam ein paar scheiben einschmeißen.
"damit wir die Deutsche Geschichte weitergeben"
und jetzt instrumentalisiert die cdu die deutsche einheit auch noch für eine ...spendenkampagne?!? wie unsäglich peinlich.
schnell hände desinfizieren.
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Montag, 10. Februar 2014
worum es geht: polit
hopp schwyz
vert, 14:01h
schweizer dialektik:
mal gucken, ob dieses fremde geld, dass da in ihrem land rumlungert und die kultur verdirbt, jetzt auch ausgewiesen wird. sie lassen zumindest kein neues mehr rein. bestimmt!
Es gibt nur eine Schwierigkeit für dieses Gefängnis, nämlich die, zu beweisen, dass es kein Gefängnis ist, sondern ein Hort der Freiheit, ist doch, von aussen gesehen, ein Gefängnis ein Gefängnis und seine Insassen Gefangene, und wer gefangen ist, ist nicht frei: Als frei gelten für die Aussenwelt nur die Wärter, denn wären diese nicht frei, wären sie ja Gefangene. Um diesen Widerspruch zu lösen, führten die Gefangenen die allgemeine Wärterpflicht ein: Jeder Gefangene beweist, indem er sein eigener Wärter ist, seine Freiheit. Der Schweizer hat damit den dialektischen Vorteil, dass er gleichzeitig frei, Gefangener und Wärter ist.
dürrenmatt 1990
mal gucken, ob dieses fremde geld, dass da in ihrem land rumlungert und die kultur verdirbt, jetzt auch ausgewiesen wird. sie lassen zumindest kein neues mehr rein. bestimmt!
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Montag, 24. Juni 2013
worum es geht: polit
Neues aus der Filterbubble
vert, 20:55h
* Derzeit werden in dem Umfeld, das einige für linke Politik halten, große Worte geschwungen. Oder eben nicht.
Das Thema ist Rassismus, ein heftiger Anwurf, sollte man meinen. Bedauerlicherweise wird man von den Kritiker*innen nie erfahren, worin die "rassistischen Vorfälle" bestehen, denn sie dürfen nicht drüber sprechen. Alle anderen dürfen das auch nicht, denn darüber zu sprechen ist tabu. Es ist nicht erlaubt - auch nicht theoretisch und in einem akademischen Rahmen - darüber zu sprechen, wie man in einem deutschsprachigen Land nichtweiße Menschen nennt.
Es ist bedenklich, dass es mit der (derzeit favorisierten) Begrifflichkeit "People of Colour" ("POC") nicht mal mehr ein deutschsprachiges Wort für nichtweiße Menschen in der BRD geben soll. Das könnte man auch als sprachliche Segregation bezeichnen - allein schon die Trennung von "weiß" und "coloured". Historisch bedenklich und zudem ein rein akademischer Diskurs, der von gelebter Solidarität mit z.B. Flüchtlingen möglichst weit entfernt ist.
* Es wird eine semantische Hegemonie beansprucht, die neben der diesem Vorhaben innewohnenden Absurdität auch begriffsgeschichtlich mehr als unhaltbar ist.
Zum Glück stört das auf der eigenen Definitionsinsel meistens niemanden. Schlimm ist natürlich der Realitätscheck: Eine ganze Welt voller Menschen, die der eigenen Definitionsmacht nicht folgen wollen oder die Begrifflichkeiten (z.B. POC) nicht einmal kennen! Da, Rassismus! Diese Form des Rassismus wird zudem als gewaltvolle Erfahrung empfunden, gegen die man ebenso gewaltvoll angehen kann. Deswegen gehört "HALT'S MAUL!"-Schreien mittlerweile wohl zum Umgangston in politischen Diskussionen.
Hier handelt es sich um ein leicht asymmetrisches Kommunikationsverständnis, das offenbar davon ausgeht, dass gesellschaftliche Prozesse nicht durch Diskurs, sondern mindestens durch Missionierung befördert werden. Das kann man machen, muss aber auch damit leben, wenn man als Sekte bezeichnet wird.
Desweiteren ist es bedenklich, dass man sich auf dem Feld von Sprache und Kultur austobt, wenn man sich in den "harten" Feldern wie soziale Gerechtigkeit und dergleichen keinen Erfolg mehr verspricht.
Das ist ein enttäuschender Gesamtauftritt für eine radikale Linke, die offensichtlich mehr als das revolutionäre Subjekt verloren hat.
* Das Problem heißt Rassismus! Und zwar vieltausendfach: Grad mal zwanzig Jahre ist es her, als ein ausgesprochen deutscher Mob versucht hat, über hundert Menschen in Lichtenhagen zu verbrennen - eine kalkulierte Eskalation, die man politisch dafür benutzte, das Asylgesetz einzuschränken; gefolgt von einer langen Serie von (Brand)Anschlägen auf nichtweiße Menschen.
In diesem Land konnten in den letzten Jahren Nazis ungestört morden - und die Morde hießen lange genug "Dönermorde". Und in den Schlauchbooten verrecken Flüchtlinge vor den Toren der Festung Europa. Im größten Abschiebegefängnis Westeuropas in Büren (und all den anderen kleineren) sitzen Menschen mit dem schlimmen Verbrechen ein, dass ihnen ihr Land nicht mehr sicher genug war.
Es gibt genug zu tun jenseits von Lichterketten und Scheindiskussionen ohne jeden Erkenntnisgewinn.
Aber hier ist ja auch nur Feuilleton, man kann das ganze schließlich auch in einem Satz zusammenfassen.
Und wo wir gerade dabei sind, denke ich an die 300 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Libyen (dort plötzlich nicht mehr geduldete Gastarbeiter aus Schwarzafrika), die von Italien mit etwas Geld und einem Bahnticket nach Hamburg verschickt worden sind. Und jetzt irren die Menschen seit MONATEN ohne irgendwas durch die Stadt und habe draußen geschlafen, im Frost. Unverantwortlich! Der SPD-Senat hat also umgehend seine humanitäre Seite aktiviert um diesem Elend ein Ende zu setzen: Es werden einfach alle ohne weitere Prüfung abgeschoben.
Finden sie das beschämend? Ich schon.
(Klicken Sie ruhig auf den Link. Ja, das können Sie auch unterschreiben. Auch anonym. Ohne Anmeldung.)
Das Thema ist Rassismus, ein heftiger Anwurf, sollte man meinen. Bedauerlicherweise wird man von den Kritiker*innen nie erfahren, worin die "rassistischen Vorfälle" bestehen, denn sie dürfen nicht drüber sprechen. Alle anderen dürfen das auch nicht, denn darüber zu sprechen ist tabu. Es ist nicht erlaubt - auch nicht theoretisch und in einem akademischen Rahmen - darüber zu sprechen, wie man in einem deutschsprachigen Land nichtweiße Menschen nennt.
Es ist bedenklich, dass es mit der (derzeit favorisierten) Begrifflichkeit "People of Colour" ("POC") nicht mal mehr ein deutschsprachiges Wort für nichtweiße Menschen in der BRD geben soll. Das könnte man auch als sprachliche Segregation bezeichnen - allein schon die Trennung von "weiß" und "coloured". Historisch bedenklich und zudem ein rein akademischer Diskurs, der von gelebter Solidarität mit z.B. Flüchtlingen möglichst weit entfernt ist.
* Es wird eine semantische Hegemonie beansprucht, die neben der diesem Vorhaben innewohnenden Absurdität auch begriffsgeschichtlich mehr als unhaltbar ist.
Zum Glück stört das auf der eigenen Definitionsinsel meistens niemanden. Schlimm ist natürlich der Realitätscheck: Eine ganze Welt voller Menschen, die der eigenen Definitionsmacht nicht folgen wollen oder die Begrifflichkeiten (z.B. POC) nicht einmal kennen! Da, Rassismus! Diese Form des Rassismus wird zudem als gewaltvolle Erfahrung empfunden, gegen die man ebenso gewaltvoll angehen kann. Deswegen gehört "HALT'S MAUL!"-Schreien mittlerweile wohl zum Umgangston in politischen Diskussionen.
Hier handelt es sich um ein leicht asymmetrisches Kommunikationsverständnis, das offenbar davon ausgeht, dass gesellschaftliche Prozesse nicht durch Diskurs, sondern mindestens durch Missionierung befördert werden. Das kann man machen, muss aber auch damit leben, wenn man als Sekte bezeichnet wird.
Desweiteren ist es bedenklich, dass man sich auf dem Feld von Sprache und Kultur austobt, wenn man sich in den "harten" Feldern wie soziale Gerechtigkeit und dergleichen keinen Erfolg mehr verspricht.
Das ist ein enttäuschender Gesamtauftritt für eine radikale Linke, die offensichtlich mehr als das revolutionäre Subjekt verloren hat.
* Das Problem heißt Rassismus! Und zwar vieltausendfach: Grad mal zwanzig Jahre ist es her, als ein ausgesprochen deutscher Mob versucht hat, über hundert Menschen in Lichtenhagen zu verbrennen - eine kalkulierte Eskalation, die man politisch dafür benutzte, das Asylgesetz einzuschränken; gefolgt von einer langen Serie von (Brand)Anschlägen auf nichtweiße Menschen.
In diesem Land konnten in den letzten Jahren Nazis ungestört morden - und die Morde hießen lange genug "Dönermorde". Und in den Schlauchbooten verrecken Flüchtlinge vor den Toren der Festung Europa. Im größten Abschiebegefängnis Westeuropas in Büren (und all den anderen kleineren) sitzen Menschen mit dem schlimmen Verbrechen ein, dass ihnen ihr Land nicht mehr sicher genug war.
Es gibt genug zu tun jenseits von Lichterketten und Scheindiskussionen ohne jeden Erkenntnisgewinn.
Aber hier ist ja auch nur Feuilleton, man kann das ganze schließlich auch in einem Satz zusammenfassen.
Und wo wir gerade dabei sind, denke ich an die 300 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Libyen (dort plötzlich nicht mehr geduldete Gastarbeiter aus Schwarzafrika), die von Italien mit etwas Geld und einem Bahnticket nach Hamburg verschickt worden sind. Und jetzt irren die Menschen seit MONATEN ohne irgendwas durch die Stadt und habe draußen geschlafen, im Frost. Unverantwortlich! Der SPD-Senat hat also umgehend seine humanitäre Seite aktiviert um diesem Elend ein Ende zu setzen: Es werden einfach alle ohne weitere Prüfung abgeschoben.
Finden sie das beschämend? Ich schon.
(Klicken Sie ruhig auf den Link. Ja, das können Sie auch unterschreiben. Auch anonym. Ohne Anmeldung.)
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Montag, 29. April 2013
worum es geht: polit
digitalcourage
vert, 10:54h
amtliche mitteilung:
die diesjährigen big-brother-awards sind mal wieder in einer schönen und feierlichen zeremonie vergeben worden.
und zwar in folgenden kategorien:
# Arbeitswelt: Apple Retail Germany GmbH
(systematische mitarbeiter*innenüberwachung)
# Globales Datensammeln: Google Inc.
(wir alle wissen warum: zerschlagt google!)
# Wirtschaft: Deutsche Post Adress GmbH und Co KG
(wussten sie, dass sie bei dem praktischen nachsendeauftrag auch noch geld dafür bezahlen, damit die gelbe pest sie besser verkaufen kann?)
# Wirtschaft: Deutsche Post Adress GmbH und Co KG
(danke für racial profiling)
# Politik: Ministerpräsidenten der deutschen Bundesländer
(danke für die gez-nachfolge)
die genauen und ausführlichen begründungen finden sie hier
und wo sie grad alle hier sind, schauen sie doch noch mal im shop von digitalcourage/foebud vorbei und fangen einfach mal zur auflockerung mit den gadgets an.
vielen dank für ihre aufmerksamkeit.
die diesjährigen big-brother-awards sind mal wieder in einer schönen und feierlichen zeremonie vergeben worden.
und zwar in folgenden kategorien:
# Arbeitswelt: Apple Retail Germany GmbH
(systematische mitarbeiter*innenüberwachung)
# Globales Datensammeln: Google Inc.
(wir alle wissen warum: zerschlagt google!)
# Wirtschaft: Deutsche Post Adress GmbH und Co KG
(wussten sie, dass sie bei dem praktischen nachsendeauftrag auch noch geld dafür bezahlen, damit die gelbe pest sie besser verkaufen kann?)
# Wirtschaft: Deutsche Post Adress GmbH und Co KG
(danke für racial profiling)
# Politik: Ministerpräsidenten der deutschen Bundesländer
(danke für die gez-nachfolge)
die genauen und ausführlichen begründungen finden sie hier
und wo sie grad alle hier sind, schauen sie doch noch mal im shop von digitalcourage/foebud vorbei und fangen einfach mal zur auflockerung mit den gadgets an.
vielen dank für ihre aufmerksamkeit.
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Donnerstag, 25. April 2013
worum es geht: polit
mit angela im super-splash
vert, 00:35h
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Freitag, 15. März 2013
worum es geht: polit
fehér terror (mit schneesturm!)
vert, 21:22h
heute ist ja weltungarntag, also zumindest in ungarn. dort feiert man das größte, mächtigste und einflussreichste ungarn des ganzen universums. und aller zeiten, natürlich! immer am 15. märz, nicht vergessen!
steht ja auch in der verfassung alles mit drin! mit viel schwören auf gott und die nation! ohne ausrufezeichen geht das gar nicht!!! sie verstehen das sonst womöglich gar nicht!!!
und weil man da so schön das christentum und die heiligkeit einer imaginierten ethnisch definierten ungarischen nation beschwört, muss man natürlich sehen, dass das auch so schön eingebildet homogen bleibt, wo käme man denn sonst hin. und ohne wahnhaften antisemitismus, antiziganismus und anti-alles-was-nicht-ungarisch-ist geht das natürlich nicht. so ist "fremdherzig" ein hübsch essentialistisch geschöpfter euphemismus für "jüdisch" geworden, den in ungarn jeder versteht. geht aber auch weniger feinsinnig.
"Juden! Die Uni gehört uns, nicht euch! Gruß: die ungarischen Studenten" [q]
potzblitz! das klebt ja überall in der ELTE, der tollen wichtigsten elite-uni, da wo die gut ausgebildeten nazi-parteisoldaten herkommen, die sich seit jahren die studierendenschaftsvertreung unter den nagel gerissen haben...
dass die demokratische kultur in ungarn derzeit schneller erodiert als man wählen kann ist ja nun kein geheimnis mehr. dass lokale studivertretungen (HÖK) listen über ihre mitstudis führen, mit denen sie religiöse, parteipolitische und sexuelle präferenzen erfassen (und liebevoll kommentieren), dürfte neu sein. ist es aber nicht, läuft schon seit 2005 so und ist eben erst jetzt bekannt geworden. ganz offenbar ebnen derlei vorgänge zudem den weg zu ruhmreicher parteikarriere in ungarns überaus erfolgreicher (18%) nazi-partei jobbik.
die ELTE (Eötvös-Loránd-Tudomanyegyétem/Universität) ist jetzt nicht irgendeine provinzuni, sondern die vorzeige-elite-usw-uni (übrigens durchaus mit einer reputablen vergangenheit im sozialhistorischen bereich. betonung auf vergangenheit, offenbar).
[sehr lesbarer Artikel dazu bei hungarian spectrum]
kalter krieg reloaded
oh, ich schwoff ab.
und jetzt ist da also einfach schnee, überall! und das am heiligen tag des größten ungarns unseres und aller anderen sonnensysteme!
hunderttausende haben keinen strom, tausende von menschen hängen in ihren autos fest, ganze landstriche sind abgeschnitten und die 1500 mit sonderzügen zur großen feierlichkeit ins land transportierten jubelpolen irren durch den budapester schneesturm und schauen der armee dabei zu, wie der parkplatz hinterm rathaus geräumt wird.
kleine shitstorms ergießen sich über die heiße luft verbreitenden bürgermeister, die trotzdem salbungsvolle ansprachen über die freiheit von der fremdherrschaft halten. aus unerfindlichen gründen würden die leute nach der befreiung vom joch der europäischen zinsherrschaft gerne erstmal aus ihren autos befreit. bedauerlicherweise ist in ungarn darauf niemand vorbereitet gewesen, ein winter mitten im winter! im kontinentalen klima der pannonischen tiefebene - niemand konnte das vorhersehen! schon gar nicht das katatstrophenministerium, die das zwar wußten, aber verschwiegen haben. niemand wollte schließlich die feierlichkeiten gefährden.
der innenminister rückt aus und verkündet, dass "unverantwortliche autofahrer" schuld seien. ja, lachen sie nur. normalerweise sind es die sozialisten, die zigeuner, die juden, die eu, ...
ein kommentator beim pusztaranger (auf facebook) erklärt das ganze mit dieser fantastischen kollektiven kognitiven dissonanz, die dieses ganze land großflächig überzogen hat:
vorgestern ist ja still und heimlich - während der verleihung der papstkräfte - recht leise und klandestin ein weiterer meilenstein zur autokratie errichtet worden: der präsident ...also der neue, nicht der letzte, der wegen einer plagiatsaffäre seinen doktortitel uswusf, sie kennen das... der war aber sowieso witzig, der hat gesetze schneller unterschrieben als sie verabschiedet wurden. was bei gut 400 neuen gesetzen in zwei jahren schon was heißen will - und ihm den kosenamen "stempelkissen" eingebracht hat. eine liebevolle bezeichnung, die jetzt spätestens nach dem peinlichen plagiate-gedöns seinen grabstein zieren wird.... wo war ich? ach ja. also der präsident. hat die neue verfassung unterzeichnet.
schon wieder? jaha, das ist immerhin schon die vierte änderung nach dem großen wurf mit dem nationalen glaubensbekenntnis vorneweg.
bisher hat immer das verfassungsgericht etwas zu mäkeln gehabt. dann hat man die inkriminierten gesetze einfach mit in die verfassung gehievt, dann war ruhe. warum? weil mans kann. zweidrittelmehrheit ist schon geil, irgendwie.
jetzt ist aber sowieso ruhe, weil man in der aktuellen verfassungsnovelle nicht nur die freizügigkeit von student*innen abgeschafft hat und obdachlosigkeit verboten(!), sondern auch gleich die aufgaben des verfassungsgerichts, nun ja, neu interpretiert hat. die werden in zukunft nix mehr zu mäkeln haben. mäkeln des verfassungsgerichts ist genau genommen final gestrichen. warum? weil mans kann.
bemerkenswert also, dass sich ungarns rechte (also nicht nur jobbik, sondern auch der mit absoluter mehrheit regierende fidesz und sein katholischer sidekick kdnp) nicht nur stark am kommunistischen unrechtsregime vor 1990 (und dessen, hüstel, demokratisch wenig gefestigten nachfolgeparteien, deren mitglieder den jungen staat danach ausgesprochen effizient geplündert haben) abarbeitet: interessanterweise benutzen sie dafür ziemlich identische mittel....
dass der papst etwas mit dem schneesturm zu tun haben könnte, ist allerdings quatsch. erstens ist der auch weiß und konservativ (nehm ich ihm nicht übel, s. jobbeschreibung), zweitens hat der kein problem mit faschisten.
____
read more (@vert):
- nem tedszik a rendszer/ich kann das system nicht leiden
- boldog karácsonyt/frohe weihnachten
[edit: links fixed]
steht ja auch in der verfassung alles mit drin! mit viel schwören auf gott und die nation! ohne ausrufezeichen geht das gar nicht!!! sie verstehen das sonst womöglich gar nicht!!!
und weil man da so schön das christentum und die heiligkeit einer imaginierten ethnisch definierten ungarischen nation beschwört, muss man natürlich sehen, dass das auch so schön eingebildet homogen bleibt, wo käme man denn sonst hin. und ohne wahnhaften antisemitismus, antiziganismus und anti-alles-was-nicht-ungarisch-ist geht das natürlich nicht. so ist "fremdherzig" ein hübsch essentialistisch geschöpfter euphemismus für "jüdisch" geworden, den in ungarn jeder versteht. geht aber auch weniger feinsinnig.
"Juden! Die Uni gehört uns, nicht euch! Gruß: die ungarischen Studenten" [q]
potzblitz! das klebt ja überall in der ELTE, der tollen wichtigsten elite-uni, da wo die gut ausgebildeten nazi-parteisoldaten herkommen, die sich seit jahren die studierendenschaftsvertreung unter den nagel gerissen haben...
dass die demokratische kultur in ungarn derzeit schneller erodiert als man wählen kann ist ja nun kein geheimnis mehr. dass lokale studivertretungen (HÖK) listen über ihre mitstudis führen, mit denen sie religiöse, parteipolitische und sexuelle präferenzen erfassen (und liebevoll kommentieren), dürfte neu sein. ist es aber nicht, läuft schon seit 2005 so und ist eben erst jetzt bekannt geworden. ganz offenbar ebnen derlei vorgänge zudem den weg zu ruhmreicher parteikarriere in ungarns überaus erfolgreicher (18%) nazi-partei jobbik.
die ELTE (Eötvös-Loránd-Tudomanyegyétem/Universität) ist jetzt nicht irgendeine provinzuni, sondern die vorzeige-elite-usw-uni (übrigens durchaus mit einer reputablen vergangenheit im sozialhistorischen bereich. betonung auf vergangenheit, offenbar).
[sehr lesbarer Artikel dazu bei hungarian spectrum]
kalter krieg reloaded
oh, ich schwoff ab.
und jetzt ist da also einfach schnee, überall! und das am heiligen tag des größten ungarns unseres und aller anderen sonnensysteme!
hunderttausende haben keinen strom, tausende von menschen hängen in ihren autos fest, ganze landstriche sind abgeschnitten und die 1500 mit sonderzügen zur großen feierlichkeit ins land transportierten jubelpolen irren durch den budapester schneesturm und schauen der armee dabei zu, wie der parkplatz hinterm rathaus geräumt wird.
kleine shitstorms ergießen sich über die heiße luft verbreitenden bürgermeister, die trotzdem salbungsvolle ansprachen über die freiheit von der fremdherrschaft halten. aus unerfindlichen gründen würden die leute nach der befreiung vom joch der europäischen zinsherrschaft gerne erstmal aus ihren autos befreit. bedauerlicherweise ist in ungarn darauf niemand vorbereitet gewesen, ein winter mitten im winter! im kontinentalen klima der pannonischen tiefebene - niemand konnte das vorhersehen! schon gar nicht das katatstrophenministerium, die das zwar wußten, aber verschwiegen haben. niemand wollte schließlich die feierlichkeiten gefährden.
der innenminister rückt aus und verkündet, dass "unverantwortliche autofahrer" schuld seien. ja, lachen sie nur. normalerweise sind es die sozialisten, die zigeuner, die juden, die eu, ...
ein kommentator beim pusztaranger (auf facebook) erklärt das ganze mit dieser fantastischen kollektiven kognitiven dissonanz, die dieses ganze land großflächig überzogen hat:
das ganze ist ein oft schon eingetretener beweis, dass man in ungarn die realität absolut verweigert. man glaubt, das land liegt am mittelmeer, darum braucht man keine räumfahrzeuge, keinen plan, was zu machen ist, muss man keine zäune gegen schneeverwehungen aufstellen. und das obwohl es jedes jahr mindestens 1x, wenn nicht öfter, ein schneechaos dieser art gibt und die leute halbe tage lang irgendwo auf der autobahn herumstehen. dazu kommt natürlich, dass die meisten keine winterreifen haben, ist ungarn doch so ein südliches land, in dem es normalerweise nicht schneit usw. wir bewegen uns im kreis.ich sehe da eine gewisse kongruenz für alle anderen bereiche...
vorgestern ist ja still und heimlich - während der verleihung der papstkräfte - recht leise und klandestin ein weiterer meilenstein zur autokratie errichtet worden: der präsident ...also der neue, nicht der letzte, der wegen einer plagiatsaffäre seinen doktortitel uswusf, sie kennen das... der war aber sowieso witzig, der hat gesetze schneller unterschrieben als sie verabschiedet wurden. was bei gut 400 neuen gesetzen in zwei jahren schon was heißen will - und ihm den kosenamen "stempelkissen" eingebracht hat. eine liebevolle bezeichnung, die jetzt spätestens nach dem peinlichen plagiate-gedöns seinen grabstein zieren wird.... wo war ich? ach ja. also der präsident. hat die neue verfassung unterzeichnet.
schon wieder? jaha, das ist immerhin schon die vierte änderung nach dem großen wurf mit dem nationalen glaubensbekenntnis vorneweg.
bisher hat immer das verfassungsgericht etwas zu mäkeln gehabt. dann hat man die inkriminierten gesetze einfach mit in die verfassung gehievt, dann war ruhe. warum? weil mans kann. zweidrittelmehrheit ist schon geil, irgendwie.
jetzt ist aber sowieso ruhe, weil man in der aktuellen verfassungsnovelle nicht nur die freizügigkeit von student*innen abgeschafft hat und obdachlosigkeit verboten(!), sondern auch gleich die aufgaben des verfassungsgerichts, nun ja, neu interpretiert hat. die werden in zukunft nix mehr zu mäkeln haben. mäkeln des verfassungsgerichts ist genau genommen final gestrichen. warum? weil mans kann.
bemerkenswert also, dass sich ungarns rechte (also nicht nur jobbik, sondern auch der mit absoluter mehrheit regierende fidesz und sein katholischer sidekick kdnp) nicht nur stark am kommunistischen unrechtsregime vor 1990 (und dessen, hüstel, demokratisch wenig gefestigten nachfolgeparteien, deren mitglieder den jungen staat danach ausgesprochen effizient geplündert haben) abarbeitet: interessanterweise benutzen sie dafür ziemlich identische mittel....
dass der papst etwas mit dem schneesturm zu tun haben könnte, ist allerdings quatsch. erstens ist der auch weiß und konservativ (nehm ich ihm nicht übel, s. jobbeschreibung), zweitens hat der kein problem mit faschisten.
____
read more (@vert):
- nem tedszik a rendszer/ich kann das system nicht leiden
- boldog karácsonyt/frohe weihnachten
[edit: links fixed]
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